Letztes Jahr hatte mir der Mann das Kloster Alexanderdorf empfohlen, er war beim Wandern darauf gestoßen. Ein Ort der Stille und der Begegnung, interessant für mich vor allem, weil dort auch heute noch Frauen nach den Regeln des Hl. Benedikt leben. Würden wir nur einige von ihnen befolgen, wäre unsere Welt vermutlich ein Paradies. Man kann aber auch ohne christlichen Hintergrund Gefallen an den Vorschlägen für ein gottgefälliges Leben finden.

Keinem anderen antun, was man selbst nicht erleiden möchte, fällt mir als erstes ein. Wie schwer das ist. Es bedeutet ja auch, nicht schlecht über andere zu reden, nicht boshaft und nicht neidisch zu sein. Aus meiner stillen Einkehr ist dann nichts geworden, ich bin Gott keinen Schritt näher gekommen, das Kloster ist in Vergessenheit geraten. Gestern ist es uns wieder eingefallen.

Die Alleen haben wir für uns allein. Der Landkreis Teltow-Fläming scheint ausgestorben. Scharfenbrück, Schöneweide, Schönefeld, Sperenberg, das sind Geisterdörfer. Nirgendwo ein Mensch. Nicht einmal die üblichen Rasenmäher sind zu hören. Die Zeit ist stehen geblieben. In den Vorgärten hat man Blumen in Handwagen gesetzt, an den Fenstern hängen altmodische Gardinen, Hühner springen beiseite, wenn man sich ihnen nähert. Wir laufen an Stoppelfeldern vorbei, an Wiesen, Essigbäume zeigen, wie das geht mit der herbstlichen Färbung, dazu ist es warm wie im Sommer. Statt der Jacken hätten wir die Sonnenbrillen mitnehmen sollen, und die Wanderschuhe hätte ich besser gegen Sandalen eingetauscht, nach einer Viertelstunde dampfen meine Füße.

Im Kummersdorfer Krug sind wir die einzigen Gäste, die draußen sitzen, eine größere Gesellschaft feiert drinnen, wo es schummrig und kühl ist. Im Vorbeigehen habe ich köstliche Kuchen gesehen, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Leider sind die köstlichen Kuchen nur für die geschlossene Gesellschaft, die normalen Gäste müssen mit Apfelstrudel oder Windbeutel vorlieb nehmen. So habe ich mir das Landleben nicht vorgestellt.

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