Bei unserem letzten Spaziergang strauchelte der Hund zweimal, ich fürchtete schon, ihn nach Hause tragen zu müssen, was mir allein gar nicht möglich gewesen wäre. Dann hat er es aber selber geschafft. Und war anschließend geschafft. Für die kleine Treppe brauchte er eine längere Pause. Ich war später ebenfalls geschafft von den dreißig Grad, die bei diesem Wetter in der Praxis herrschen. Bei der Freundin auf der Terrasse wehte Gott sei Dank ein kühler Wind, so ließ es sich entspannt in die einsetzende Dunkelheit hinein plaudern. 

Wir haben uns von diesen Einverstandensein erzählt, das manchmal so unverhofft auftaucht und uns glücklich stimmt. Allen Widrigkeiten (Schmerzen, unerfüllten Träumen) zum Trotz könnten wir uns jetzt von dieser Welt verabschieden. Die Gründe für dieses Ja sind natürlich unterschiedlich. Es gibt sogar Menschen, die da gar nicht drüber nachdenken. Mann muss eben eines Tages sterben. Und dann geht man eben. Basta.

Bis vor kurzem gab es in mir ein Grundgefühl, dass mir sagte, dass ich noch nicht sterben könnte, weil mir irgendetwas fehlt. Eine Erfahrung. Etwas, das unbedingt noch gelebt werden wollte. Vor ein paar Jahren dachte ich in meiner Naivität sogar,  ich müsste vielleicht erst noch ein Buch veröffentlichen. Was man sich eben so denkt, wenn man nicht genau weiß, was sich die Seele als Erfahrung wünscht. Dabei bin ich mir nicht einmal sicher, dass ich an eine Seele glaube.

Trotzdem bat ich den Mopedfahrer neulich auf der Autobahn, endlich den Versuch aufzugeben, sein Navi auszuschalten, mir wären seine Hände am Lenkrad lieber. Nur weil ich ihm erzählt hatte, dass ich mich jetzt ohne Hadern von meinem Leben verabschieden könnte, würde ich abberufen, hieße das noch lange nicht, dass ich in diesem Moment schon bereit sei. Genaugenommen würde es mir gerade gar nicht passen.

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