Eigentlich sind drei Nächte zu wenig für einen Abstecher an die Ostsee. Eigentlich braucht man mindestens vier. Ich habe z. B. noch gar nicht das kleine Dorf erkundet, war kein einziges Mal beim Bäcker, und einen ganzen Tag nur herumgedödelt haben wir auch nicht. Aber vielleicht können das sowieso nur Frauen. Gedödelt habe ich heute. Habe morgens ausgiebig im Bett gesessen, geschrieben, Kaffee getrunken, später in der Küche mit dem Hausmann Neuigkeiten ausgetauscht.

Die junge Frau aus Estland war ein paar Tage verreist, in dieser Zeit hat es sich die Ratte in ihrem Zimmer gemütlich gemacht. Ich habe nicht weiter nachgefragt, wie genau dieses „gemütlich“ ausgesehen hat, mir genügte das Versprechen, dass jetzt die Zugänge verschlossen werden. Auch eine Falle wurde angeschafft, aber damit braucht man einer Ratte erst gar nicht kommen.

Einkaufen, essen, online Zeitung lesen, über den Artikel von Juli Zeh nachdenken, in dem sie die Politikverdrossenheit ihrer Schriftstellerkollegen beklagt. Recht klug, wie ich finde. 666 Kommentare. Ich konnte mich kaum von der Leküre losreißen, so unterschiedliche Meinungen, so regide auch, so unversöhnlich, was wiederum nur eine der Beobachtungen  der Autorin bestätigt. Wir ertragen keine vom eigenen Weltbild abweichenden Meinungen mehr. Und so geht Demokratie eben nicht.

Gleich nehme ich mir vor, nicht mehr so gereizt zu reagieren, wenn mir der Hausmann wieder mit „Harari hat gesagt..“ kommt. Dann atme ich einfach dreimal tief durch, bevor ich freundlich lächle. Und wenn ich ganz gut bin, dann werde ich noch etwas von „Willst du mir das vielleicht noch einmal erklären?“ flöten. Om.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*