an den Schotterweg, der von Stellshagen nach Goldberg führt. An unsere Ferienwohnung, die am Ende der Dorfstraße lag, in der sich auch die Häuser der Therapeuten befinden. Schöne Häuser, schöne Gärten. An Satyanandas Haus gingen wir jeden Tag vorbei in jenem Mai vor 18 Jahren. Der dreiwöchige Urlaub mit meiner Freundin Helga so unspektakulär wie wunderbar. Nach dem Frühstück schrieben oder lasen wir. Mittagessen gab es im Hotel, das für seine köstlichen vegetarischen Büffets berühmt ist. Allerdings wird auch das köstlichste Essen irgendwann langweilig, nach zwei Wochen träumten wir von Pellkartoffeln mit Quark.
Am Nachmittag liefen wir über Schloß Bothmer nach Goldberg oder über Goldberg zum Schloß Bothmer. Wir gingen langsam, schon damals konnte Helga aufgrund ihres Asthmas weder besonders schnell noch besonders lange laufen. Aber das spielte keine Rolle, wir hatten ja Zeit. Unterwegs redeten wir, aber auch schweigen konnten wir gut miteinander. Oft machten wir uns bei diesen Spaziergängen auf die üppig blühenden Stauden in den alten Bauerngärten aufmerksam, die Helga natürlich alle benennen konnte.
Im Gutspark blühten die Margeriten, wir schaukelten abwechselnd in der Hängematte inmitten der weißen Blumen, Teichblick inklusive. Von unserem Wohnzimmer aus sahen wir die Kirchturmspitze von Klütz. Ich schrieb an einer Geschichte, in der dieser Blick auf den Kirchturm eine Rolle spielte. Der Mann, mit dem ich damals zusammen war, eher ein Maler, kein Schreiber, hatte mich mit einem Brief überrascht und gerührt. Dieser Brief ist mir erst vor ein paar Tagen in die Hände gefallen, er lag inmitten alter CDs.
Alle haben dich lieb, hatte er damals geschrieben, aber keiner so wie ich. Jetzt ist er schon so lange tot, und während ich auf die Straße schaute, erinnerte ich mich an diese andere Straße, an diesen betörenden Mai, an meine verstorbene Freundin und daran, dass jeder Mensch auf eine andere, eine besondere Weise liebt.