Mit N. ins Babylon, wo wir uns endlich den Dokumentarfilm über den blinden Musiktherapeuten ansehen, der im Casentino, dem nicht so bekannten Teil der Toskana also, mit behinderten Kindern arbeitet.  „Im Garten der Klänge“. Ein Muss nicht nur für Therapeuten, da gebe ich den Freunden recht, die mir diesen Film besonders ans Herz gelegt haben. Eigentlich auch ein Film über die Stille, nur haben wir leider die Version erwischt, in der für unsere blinden Mitmenschen ständig das Geschehen auf der Leinwand kommentiert wurde. Da hat mir dann doch ein Stück Stille gefehlt. 

Sonst hat mir aber nichts gefehlt. Sonst war ich vor allem beieindruckt. Von Wolfgang Fasser, der an einer Erbkrankheit leidet und mit zwanzig vollständig blind geworden ist, worüber er erleichtert war. Früher lebte er in der Schweiz, seine Arbeit als Physiotherapeut gefiel ihm, er hatte alles, was man braucht. Eine schöne Wohnung, ein schönes Leben, aber irgendwann dachte er, das kann doch nicht alles gewesen sein. Und dann ging er ins Casentino, wo er noch heute in einem alten Haus auf einem Hügel lebt. In Poppi. Er geht einkaufen, er kocht, heizt den Kamin an, er macht das alles ohne Hilfe. Am Anfang des Films gibt es noch einen Blindenhund, aber der stirbt während der Dreharbeiten.

Oft ist Wolfgang Fasser mit seinem Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs, um Klänge einzufangen. Von Vögeln, Wind, von der Natur eben. Am Tage, abends, nachts, in der Morgendämmerung. Denn er erkennt diese Geräusche der Natur in den Tönen, die seine Kinder machen. Geistig und oder körperlich behinderte Kinder und Jugendliche, die bisher vor allem zu Hause bei den Eltern waren und die dank ihm in Kontakt mit der Umwelt kommen. Die aus ihrem komatösen Zustand heraus finden, die wieder laufen lernen, auch wenn es eigenartig aussieht, die durch diesen Mann ein Stück  Lebendigkeit bekommen. Auch wir, die wir nur zusehen, bekommen ein Stück Lebendigkeit. Und sind auf dem Heimweg beschwingt.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*