Archiv für das Thema: Filme

Auf dem Rückweg vom Filmclub in Roddahn gestern habe ich immer noch gesungen, so wie ich schon die ganze Zeit mitgesungen hatte, als der Abspann von „Yesterday“ lief. Ich dachte, alle würden singen, aber so war es wohl nicht. Eigentlich hätte ich mich auf die Straße konzentrieren sollen. Der Hinweg hatte mich echte Nerven gekostet. Ich bin es nicht gewohnt, in stockdunkler Nacht mit dem Rad unterwegs zu sein. Überall, wo ich bis jetzt nachts gefahren bin, gab es Straßenlaternen. Hier hätte ich fast den Abzweig verpasst, der auf die Landstraße führt. Da muss ich noch viel üben.

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Als ich schniefend den Abspann an mir vorübergleiten ließ – Herr W. strich tröstend über meine Hand – konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich in Bälde etwas essen würde. Doch nicht, nachdem sie mir mein Herz so angerissen hatten. Mit derartig sparsamen Mitteln. Immer waren es die Blicke, die keine Worte brauchten, die mich getroffen hatten. John, der seinen vierjährigen Sohn Michael anschaut. Der durch die Fensterscheiben, die er beruflich putzt, auf andere Leben schaut. Auf Leben, das noch so viel vor sich haben und oft ganz anders sind als sein eigenes.

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Gestern habe ich mal wieder zwei Filme hintereinander angeschaut, was ich hätte sein lassen sollen. Zumal mich „Der Hochzeitsschneider von Athen“ nicht wirklich gepackt hat. Allerdings haben mir die drei alten Männer in ihrem feinen Zwirn sehr gut gefallen. Diese Farben. Und immer eine Weste zum Anzug. Ich kenne niemanden, der sich so kleidet, habe mir aber vorgenommen, mich häufiger in einer Stoffhose zu zeigen. Vielleicht hätte ich nach „Gunda“ aber auch einfach nach Hause fahren, in der S-Bahn noch ein wenig weinen sollen. Starker Film, starke Bilder. Schwarzweiß. Keine Musik. Keine Menschen. Nur die Geräusche der Natur, auch Motoren hört man.

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würde ich den Film „Aznavour by Charles“ nennen. Das liegt sicherlich an den Texten, die von dem Schauspieler Romain Duris gesprochen werden. Obwohl ich die Sprache nicht beherrsche und ich mich auf die Untertitel konzentrieren musste, diese Stimme passt perfekt. Die Texte stammen aus verschiedenen Autobiografien von Charles Aznavour und aus persönlichen Gesprächen, die der Regisseur Marc di Domenico mit dem Künstler geführt hatte. Erst ein Jahr vor seinem Tod hatte Aznavour seine Schatzkammer geöffnet, hatte dem Filmemacher gesagt, vielleicht wüsste der ja etwas mit dem Material anzufangen.

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habe ich wenigstens noch ihre Hörner oder „A Bouquet of Love I Saw in the Universe“ im Lichthof gesehen, mich in ihnen verloren. Die Ticketts für die Ausstellung waren immer sofort ausverkauft, oder ich war immer zu spät, egal. Gestern nun der Film. „Kusama: Infinity“. Herr W. sagte vorgestern, es würde ihn erstaunen, dass ich plötzlich wieder so aktiv wäre. Hätte er doch hier auf dieser Seite gelesen, dass ich in der Corona-Zeit nichts vermisst hätte in Sachen Kultur oder Kunst. Das ist für mich kein Widerspruch. Ich habe nichts vermisst, bin jetzt aber neugierig auf Ausstellungen, auf Filme. So wie ich neugierig auf Yayoi Kusama war.

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mit Herrn W. seit langem. Er ist noch nicht ganz wach, die anstrengenden Ladentage gehen nicht spurlos an ihm vorüber. Drinnen ist es angenehm kühl, und auch später, als wir in Charlottenburg beim Italiener sitzen, weht immer mal ein frischer Wind. Bis auf kleine Details in der Rezeption sind wir uns einig. „Wer wir waren“ ist ein guter Film. Auch wenn wir das alles schon wissen. Der Text aus dem Off stammt von Roger Willemsen, und er hat mir gleich zu Anfang nicht nur eine dicke Gänsehaut beschert, ich habe die Zeilen fast bis zum Ende im Kopf behalten. „Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten.“

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für immer. Man sieht sich. Hatte Bob zu Fern gesagt. Und dieser Gedanke trudelt immer noch durch meinen Kopf, als ich ein wenig verwirrt den Saal verlasse. Es ist fast anderthalb Jahre her, dass ich im Kino war. Und jetzt dieser Film, der mich mit Bildern gefüllt hat, die ich so schnell nicht vergessen werde. Diese gigantischen Landschaften. Diese Licht und die Leere. Daneben das Hässliche. „Nomadland“. Ein Muss für alle, die Frances MacDormand lieben und oder Chloé Zhao. Bis auf wenige professionelle Schauspieler sind in diesem Film alles Laien. Sie spielen sich selbst. Menschen, die in ihren Vans leben und der Arbeit hinterherfahren. Moderne Nomaden. Viele von ihnen Verlierer der Finanzkrise 2008, nach der plötzlich Häuser und Jobs weg waren.

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Trotz der nicht gerade kleinen Schüssel voller Eiscreme, die ich am Nachmittag hatte, der beiden Kuchenstücke, die ich abends dann auch noch gegessen habe, weil ich nicht widerstehen kann, wenn der Hausmann Rhabarber mit Baiser macht, habe ich kein einziges Gramm zugenommen. Aber eigentlich ist das ohne Bedeutung. Von Bedeutung waren die Stunden, die ich gestern draußen war. Das Licht im Wald. Die stolzen Buchen. Die nette Frau vom Forsthaus Wannsee, bei der ich Kaffee und Wiener für mein Picknick bekommen habe, obwohl das eigentlich nur mit Barzahlung möglich gewesen wäre.

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war ich nicht auf der Berlinale. Auch diesmal wäre ich nicht gegangen, wenn ich von den Schwestern kein Ticket  bekommen hätte. Diese langen Schlangen. Das Warten. Und dann sitzt man eingezwängt zwischen den vielen Menschen, wo ich es doch schätze, Platz um mich herum zu haben. Das Alter wahrscheinlich. Früher hat mir genau das gefallen. Egal. Joshua Bonnetta hat seinen Film „The Two Sights“ auf den äußeren Hebriden in 16 mm gedreht. Nach zehn Minuten fühlte ich mich wie in Trance. Diese langen Einstellungen, dazu das Rauschen des Meeres, der Brandung, der Wind, die Vögel. weiter lesen »

 

Gerade interessieren mich Dokumentarfilme mehr als Romanzen oder Dramen, autobiografische Texte mehr als Fiktion. So ist das bei mir oft in gewissen Phasen. Und deswegen fahre ich nach dem MRT meines linken Knöchels zum Hackeschen Markt, um mir „Butenland“ anzusehen. Ein Film über ein Altersheim für Kühe. Ein ehemaliger Milchbauer und eine Tierschützerin geben alten ausgelaugten Tieren einen Platz, an dem sie wenigstens vor ihrem Tod noch einmal leben können. Auch einen Blick auf die so genannte Milchwirtschaft kann man werfen. weiter lesen »