Archiv für das Thema: Bücher

Mir setzt immer noch dieser blöde Infekt zu. Da ist der Platz unter der Kastanie genau richtig. Beine hoch legen, Chagatee trinken, Strickjacke aus-, Strickjacke wieder anziehen, ab und zu einen Blick auf den Hausmann werfen, der ein paar Meter von mir entfernt ebenfalls lesend in der Sonne sitzt. Später wird es die Reste vom Pflaumenkuchen geben. Keine gemeinsame Kaffeetafel bitte. Ich möchte weiter lesen. Wird großzügig gestattet. Und schon bin ich wieder bei den drei Frauen, die mein Leseleben entscheidend geprägt haben. Brigitte Reimann. Maxie Wander. Christa Wolf. Dass es dieses Buch über die drei gibt, habe ich in dem Wälzer mit Christa Wolfs Briefen entdeckt. Caroline Würfel. „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“.

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Wie schade. Ich könnte immer weiter lesen. Und dann dieses Ende. „Ich bin unterwegs, mein Gepäck ist leicht.“ So schrieb es in den Neunzigern der damals 80jährige Fred Wander (1917 – 2006), dessen Erinnerungen „Das gute Leben“ mich aufgewühlt, bestürzt, am Ende aber auch beglückt haben. Aufgewühlt und nachträglich bestürzt haben mich die Berichte aus dem besetzten Frankreich, wohin der österreichische Jude Fritz Rosenblatt 1938 geflohen war, da die Stimmung in Wien schon lange vor Hitlers Einmarsch für Juden unerträglich war. Ich habe vergessen, dass auch in Österreich ein faschistisches Regime herrschte, dass zwischen 1933 und 1938 alle demokratischen Parteien verboten waren, dass Kommunisten verfolgt wurden. Was haben die Menschen gejubelt, als Hitler kam. Endlich.

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allein im Garten inmitten des Pappelwollegestöbers. Wie dicke zarte Schneeflocken treiben die Samenfasern an mir vorüber, um mich herum. Der Hausmann sitzt nur wenige Meter von mir enfernt in seinem Bette, er wird später essen, aber er hat mir erzählt, dass er schon wieder Besuch von einer Schwalbe hatte. Wieder konnte er sie fassen und nach draußen entlassen. Ich schaue bis zum Deich, auf die Hügel dahinter. Wie es dort glänzt und leuchtet. Alles neu macht der Mai oder so ähnlich. Vor mir im Baum sitzt eine Nachtigall, die ich im dichten Laub nicht sehen, die ich nur hören kann. Hoch über mir umkreisen sich zwei rote Milane.

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hat sich ein Starenpaar den Kasten neben meinem Küchenfenster genauer angeschaut. Heute waren Spatzen da. Ich muss die Knödel rationieren, meine Vögel fressen als gäbe es kein Morgen. Im Wald queren zwei Rehe meinen Weg. Sie laufen nach rechts in die Schonung, kommen gleich wieder zurück, dann warnen sie ihre Kumpel. Das Bellen klingt heiser. Kurz vor dem Butterbaum ein einzelnes Kranichpaar inmitten schnatternder Gänse. Sie recken sich in meine Richtung, offensichtlich werde ich als ungefährlich eingestuft. Der Wind ist kalt, es riecht nach Holz und Erde. Ich hätte mein Isokissen und einen Becher Kaffee mitnehmen sollen. Aber hätte hätte.

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sitze ich auf der Mitfahrerbank. Dort kann man auch sitzen, wenn kein Bus kommt, man aber mitgenommen werden will. Eine gute Idee. Ich weiß allerdings nicht, ob sie funktioniert bzw. genutzt wird. Zumindest ich sitze bis der Bus kommt. Letztes Jahr habe ich mir im Rotkreuzladen in Karlstadt einen gemütlichen Schlafstrampler gekauft, der mich im Herbst und Winter schön warm hält, wenn ich bei offenem Fenster schlafe. Vielleicht finde ich einen zweiten. Zur Zeit nehmen sie keine neuen Sachen, so steht es im Schaufenster, es gibt sogar auf alles 50 Prozent Rabatt, damit sie die alten Teile loswerden. Am Ende bezahle ich 5 Euro für ein Tuch und 2 Blusen. So gut wie neu.

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wurde ich mit Brot, Käse und Wein empfangen. Der Mopedfahrer macht zwar gerade eine Radtour ins Wendland, aber ein guter Freund, der seit ein paar Monaten Asyl in Buckow hat, ist ebenfalls sehr zugewandt und freundlich. Wir kennen uns von Geburtstagen, Tischtennisturnieren, vor allem aber erinnere ich mich gern an einen Ausflug ins Havelland, den wir vor einigen Jahren zu dritt unternommen hatten. Jetzt gibt es nicht nur ein leckeres Frühstück, auch Brote für die Fahrt soll ich mir bitte machen, und dann werde ich auch noch zum Bahnhof Südkreuz gefahren. Was habe ich für ein Glück. Wenn es nur nicht so warm wäre.

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stürmt es. Windstärke 6 bis 7. Im Wald und anderswo fliegen schon mal Äste durch die Gegend. Da fahre ich nicht gern mit dem Rad, wenn es nicht sein muss. Sonne und Regen immer abwechselnd. Ein guter Tag, um drinnen und am Schreibtisch zu bleiben. Wo ein Text, ein angefangener Brief auf mich warten, und die Ankündigung für die nächste Leserunde muss auch noch geschrieben werden. Ich prokrastiniere mal wieder. Lese stattdessen viel lieber im letzten Buch von Joachim Meyerhoff. „Hamster im hinteren Stromgebiet“. Darin schreibt er darüber, wie ein Schlaganfall ihn, den „blonden Bomber“, wie man ihn früher nannte, unerwartet auf die Intensivstation bringt.

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wach werde – ein kleines Tier macht große Geräusche oder so ähnlich – wundere ich mich über die Helligkeit im Raum. Am Himmel vor dem Fenster ein dicker Mond. Der immer wieder hinter bizarren Wolkenformationen verschwindet. Rosa Wolken. Weiße. Dunkelblaue. Schwarze. Wolken neben- und übereinander. Wolken, die sich im flotten Tempo aneinander vorbeischieben. Was für ein Spektakel. Und das kann ich alles von meinem Bett aus verfolgen. Nur mit dem erneuten Einschlafen klappt es nicht. Obwohl das Tier jetzt ruhig ist. Manchmal hilft lesen.

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und dann kommt nüscht. Gestern habe ich extra gewartet, bin erst am Nachmittag zum Bioladen gefahren, das wäre nicht nötig gewesen. Allerdings fühlte ich mich am Vormittag auch schlapp, der Körper ärgert mich mal wieder mit Schmerzen, da passte das mit dem angekündigten Regen. Und die Lektüre passte auch. Ich konnte mich wegbeamen. Manchmal lebe ich so in einem Buch, dass ich beim Auftauchen daraus irritiert bin. Ach so ist das. Hier bin ich also. In diesem Raum. Vor mir die Wiese. Wie bin ich hierher gekommen? Eben war ich doch noch in Jena, im Paradies.

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Vorgestern hatte mich Google Maps als erstes zu sandigen Wegen geführt, auf denen ich mit meinem Bike versunken bin, und nachdem ich mich für eine andere Route entschieden hatte, sollte ich plötzlich über Kopfsteinpflaster hoppeln. Meine Laune mal wieder unterirdisch. Daran änderten auch die sommerlich duftenden Wiesen und Felder, die vielen Storchsichtungen nichts. Der Ausflug nach Havelberg wurde abgebrochen. Nicht mit mir. Immerhin habe ich 25 km zurückgelegt, das zählt dann auch als Bewegung, selbst wenn ich mit Unterstützung (kleinste Stufe) fahre.

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