Obwohl ich eigentlich etwas gegen diese Achtsamkeit habe, die jetzt in aller Munde ist, eine Form der Reaktanz, unter der ich vermutlich leide, habe ich mich entschieden, einen 8wöchigen Kurs in MBSR zu besuchen. Ich möchte wissen, ob das, was ich seit drei Jahren treibe, ob das tatsächlich Mindfulness-Based Stress Reduction ist. Zwar reduziere ich mit dieser Methode nicht meinen Stress, oder vielleicht doch, aber meine Schmerzen schon. Beziehungsweise gelingt es mir dank freundlichem Beobachten, mit den Schmerzen zu leben. Und das die meiste Zeit ganz gut. So gut, dass mich Menschen, die mich nur oberflächlich kennen, gelegentlich für mopsfidel und völlig gesund halten.

Seit Wochen kommen von den Schwestern Einladungen zu sogenannten Bodyscan-Abenden. Die  ich stets ablehne. Ich weiß auch nicht, warum ich mich so gegen diese Gruppenevents sträube, gegen das gemeinsame Meditieren. Aber wenigstens wollte ich wissen, was sie denn da tun, wenn sie den Body scannen. Und siehe da. Sie machen dasselbe wie ich. Sie liegen auf der Yogamatte und zoomen aufmerksam durch den Körper. Nur habe ich das bisher nicht Bodyscan genannt.Und ich habe mich auch als erstes immer den schmerzenden Stellen gewidmet, habe nicht mit den Zehen angefangen.

Allerdings bin ich der Meinung, dass diese Form der Beobachtung – meinetwegen auch Achtsamkeit – genau das ist, was ein schmerzender Körper braucht. Der braucht Aufmerksamkeit. Hinwendung. Akzeptanz. Und das sagt einem in dieser Form keiner. Nicht die Ärzte in der Charité, nicht die Ärzte und Therapeuten in der Reha, auch in der Reha-Nachsorge wird darüber kein Wort verloren. Vielleicht ist das eine Marktlücke.

Jetzt werde ich also einmal in der Woche bei Lothar Schwalm, unserem sympathischen MBSR-Lehrer, auf der Matte liegen. Mit meiner Aufmerksamkeit durch den Körper wandern – ja, so habe ich das selber ohne Anleitung auch gemacht – und meinen Body scannen. Oder auf meinem Bänkchen sitzen und meditieren. Neue Yogaübungen ausprobieren, von denen ein paar in mein tägliches Übungsprogramm einfließen können. Und wenn ich wieder einmal irgendwo herumstehen muss, weil eine Bahn, ein Bus, nicht kommt, dann werde ich sehr achtsam von einem auf den anderen Fuß treten.

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