Das Durchschnittsalter der Anwesenden irgendwo um die 60 herum. Die Herren tragen Hüte und/oder Sonnenbrillen, Jacketts, Westen, Zöpfe. Einige Damen haben sich Tücher über die Schultern gelegt und beweisen Mut zur Farbe. Die Betrachtung der einzelnen Objekte erfolgt zügig, die aufgeschnappten Gesprächsfetzen deuten auf regelmäßigen Kunst-Kontakt hin. Auf Wunsch erklären die anwesenden Künstler auch Intention und Vorgehensweise.
Eigentlich bin ich nur gekommen, weil die Hallenser Freundin das vorgeschlagen hat, ein gemeinsames Erlebnis sozusagen, das wäre doch mal was. Sie selbst ist wegen einer befreundeten Künstlerin dabei. Die Bar ist geöffnet, mit einem kühlen Getränk in der Hand schaut es sich gleich angenehmer. Allerdings finde ich es zunehmend schwierig, mich in einem solchen Gewühle wirklich auf ein Werk einzulassen. Geschweige denn mir mehr als eines richtig anzuschauen. Die Luft steht, die Füße schmerzen, das ist die Wärme, und einen Hocker, den ich mit mir herumtragen könnte, gibt es nicht. Manchmal sitze ich auf einer Heizung.
Die Freundin muss morgen früh raus, und da wir bisher kaum Zeit zum Reden hatten, verlassen wir nach knapp zwei Stunden den Verein Berliner Künstler. Später erinnere ich mich nur noch an die Acryl-Bilder von Bernadette Schroeger und an mein Bemühen, darin Spuren zu entdecken. Denn darum geht es in den Arbeiten dieser Künstlerin. Aber da ich nicht so richtig bei der Sache war, habe ich mich wie ein Konsument verhalten und natürlich nichts verstanden, nicht wirklich gesehen.
So sollte Lebenszeit nicht verbracht werden. Zumal ich in meinen Gesprächen mit Goloka immer wieder bei dem selben Thema lande. Ich mache vieles nur halbherzig. Weil ich es jemanden (warum?) versprochen habe, weil es so schlimm (na toll) schon nicht werden wird, weil ein soziales Wesen eben Kontakte pflegen muss usw. usw. Er macht sich schon über mich lustig. Ich möchte dieses Verhalten gern sein lassen. Und deswegen will ich mir vorher überlegen, ob das, was ich vorhabe, tatsächlich das ist, worauf ich Lust habe. Eigentlich ganz einfach. Und dann vergesse ich es wieder. Himmelarschundzwirn.