Lese Hellmuth Karaseks Erinnerungen, das Buch habe ich in SEINEN Büchern gefunden. Eine Flucht aus Schlesien. Auch H. Karasek stammte aus der Gegend von Auschwitz. Wie die Eltern meines Vaters. Seine Eltern Nazis. Fühle mich eigenartig, wenn ich Sätze wie „Der Iwan kommt.“ lese. Das habe ich in meiner Kindheit auch einige Male gehört. Der Iwan, das waren die Russen, von denen anscheinend nichts Gutes zu erwarten war. Und das hatte so gar nicht zu dem gepasst, was wir in der Schule von den heldenhaften sowjetischen Soldaten hörten.

Allerdings sollen die Russen, die bei uns im Garten ihr Lager aufgeschlagen hatten, tatsächlich nett gewesen sein. Erzählte meine Mutter, und dieses Gespräch ist noch gar nicht so lange her. Trotzdem hatte man sie als 11jährige oben auf das Bett gepackt. Die älteste Schwester Lottie, die Beste, die Klügste (so klug kann sie nicht gewesen sein, wenn sie den Nazis auf den Leim gegangen war), hatte unter der Matratze gelegen. Hatten die Russen sie dort gefunden? Sie kann da ja nicht stundenlang ausgeharrt haben. Davon hatte meine Mutter nicht gesprochen. Und erst jetzt fällt mir ein, dass ich sie auch nicht gefragt habe.

Heute Vormittag endlich unsere Vermieterin erreicht. Sie hatte eine Karte geschrieben und um sofortigen Rückruf ersucht. Es klang wie ein Befehl, und wir hatten schon wer weiß was vermutet, was sie sich hat einfallen lassen. Doch sie  wollte nur wissen, wie weit die Mietersuche gediehen ist. Wenn die Frau aus Tiergarten zusagt, dann sind wir ab September komplett. Das ist gut. Weniger gut ist die Nachricht, dass ich keine Hauptmieterin werde, die Yogalehrerin dann auch nicht. Da muss noch einmal neu diskutiert werden.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*