Die Sonne scheint direkt auf meinen Schreibtisch. Da kann ich nun  jedes einzelne Staubkorn erkennen. Tausende. Im Haus riecht es nach Minestrone, die Spanierin hat ihren Teufelstopf angeworfen. Der Syrer wollte unbedingt, dass ich ihn zum Buchladen begleite. Er braucht ein Geschenk für seine zweite Mutter.  Mein Hinweis auf sein Alter, seine Deutschkenntnisse interessierten ihn nicht.

Dann konnten wir das Problem aber doch telefonisch erledigen. Er konnte das. Ganz allein sogar, nur die Recherche habe ich übernommen. Eben war ich noch einmal auf der Seite Manfred Wolff mittendrin, dort habe ich ein gutes Portrait von Rahel Mann gefunden. Ein interessanter Blog übrigens, da gibt es auch die Kolumnen vom KäptnGraubär aus dem Strassenfeger zu lesen. Ich verzettele mich schon wieder. Aber das PS für den Hausmann muss auch noch sein.  Gestern hat er mich mit seiner Mail total erheitert. Musste im Kino so laut lachen, aber der Film hatte natürlich noch nicht angefangen.

Maude Lewis war eine kanadische Malerin. Ihre Formate waren klein, die Farben kräftig, naive Kunst würde ich das nennen, auf Wikipedia schreiben sie etwas von Volkskünstlerin. Egal.Von ihr erzählt der Film Maudie. Sie spukt immer noch in meinem Kopf herum. Diese junge Frau, nicht so schnell wie die anderen, sie läuft komisch, auch der Kopf sitzt etwas eigenartig auf dem Hals – grandios Sally Hawkins –  und ihre Tante behandelt sie, als wäre sie beschränkt. Dabei ist sie das auf gar keinen Fall, eher das Gegenteil, aber sie ist anders. So anders, dass Kinder sie schon mal mit Steinen bewerfen.

Auch Everett Lewis, ein einfacher Mann – Ethan Hawke gefällt mir besser von Film zu Film  – der keine großen Worte macht, der Fische und Holz verkauft, ist ein wenig anders als die anderen. Er sucht eine Frau, die sein kleines Haus sauber macht. Eigentlich ist auch er nicht von Maude begeistert, aber dann wird ihm doch klar, dass eine andere diesen Job nicht machen wird. Nur jemand wie Maude, die sich von ihrer blöden Tante befreien  und endlich auf eigenen Füßen stehen will, ist zu einer solchen Heldentat in der Lage.

In Everetts winzigem Haus, kein fließendes Wasser, kein Strom, nur ein einfacher Holzofen, leben die beiden dann miteinander. Maude bekommt zu essen, das halbe! Bett und 25 Cent  Taschengeld in der Woche. Auch malen darf sie, so lange sie die Hausarbeit nicht vernachlässigt. Wie sie sich gegen diesen gewöhnungsbedürftigen Mann behauptet, wie zwischen den beiden sogar so etwas wie Liebe entsteht – das ist sehr anrührend und überhaupt nicht kitschig.

In der S-Bahn habe ich darüber nachgedacht, wie es kommt, dass wir diese selbst genügsamen, irgendwie schrägen und eigenartigen Außenseiter im Film bewundern, während  im echten Leben doch alle so interessant sein müssen. Ein kleines schlechtes Gewissen hatte ich auch.

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