Bevor wir zum Schwimmen fahren, bekommen wir die nächste Zeile des Gedichts, das wir hier zusammen lernen. Es gibt täglich nur diese eine neue Zeile, die wird sehr ernsthaft zugeteilt, wir geben uns also größte Mühe, eine halbe Stunde später den Text noch zu erinnern. Mit der Gießener Freundin fahre ich voraus, wir deklamieren mal laut, mal leise, es sind doch gerade mal drei Zeilen bis jetzt, die sollten sitzen, aber warum denn „stürz“, wenn „stürze“ viel logischer wäre, egal, außerdem hat es mit dem Rhythmus zu tun, am Fluss angekommen haben wir es drauf. 

Mit den Ohren unter Wasser klingen die von mir laut gesprochenen Zeilen noch einmal völlig anders, am liebsten würde ich die Freundinnen dazu bewegen, es auch einmal auszuprobieren, aber die sagen nur aha, und das war es dann. Also spiele ich tote Frau. Lasse mich auf dem Rücken liegend zurück zur Badestelle treiben, bewundere die hübschen Wolken über mir, das sanfte Wiegen des Schilfs neben mir, die Schwalben, die nur wenige Zentimeter über meinem Gesicht über mich hinweg sausen. Das Wasser ist so erfrischend, da sollte mein Körper auch die Rückfahrt gut überstehen. Om.

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