Für heute habe ich gute Vorsätze. Ich will mich nicht wieder im Netz verlieren. Gestern hatte ich einen schlechten Tag. Ich habe nichts geschafft, nichts geschrieben, stattdessen habe ich mir stundenlang virtuell Wohnungen angeschaut. Dachgeschosswohnungen in Tiergarten. Wohnungen mit Garten oder Seeblick in Kladow. In Nikolassee. Danach waren Wohnungen auf dem Land dran. Prignitz, Uckermark, Mecklenburger Seenplatte. Entweder hässlich oder unerschwinglich, das war das traurige Fazit. Ich hätte am Sonntag nicht ins Umland fahren sollen.

Danach bin ich oft unausgeglichen und unzufrieden. Ich stelle das Leben in der Stadt infrage, mit meiner Arbeit hadere ich sowieso, der Körper lässt mich im Stich, ich kann mich in einer solchen Situation nicht hinsetzen, tief durchatmen und inne halten. Stattdessen will ich unbedingt etwas tun, etwas ändern, sofort wenn es geht, am besten mehrere Dinge gleichzeitig, obwohl ich aus Erfahrung weiß, dass blinder Aktionismus mir noch nie etwas gebracht hat.

Der Computer scheint klüger zu sein als ich, der hatte sich plötzlich aufgehangen. Nichts ging mehr. Auch auf die Tastenkombination Strg + Alt + Ent reagierte er nicht. Der Moment für eine Pause war gekommen, weil ich die Platte nicht abschrauben konnte, hinter der der Akku verborgen ist. Während ich grollend draußen in der Kälte herum lief, erledigte sich das Problem von selbst, nach zwei Stunden war der PC aus und beim erneuten Einschalten alles wieder in Ordnung, sogar meine Laune hatte sich gebessert.
Gestern Abend hatte ich dann eine Idee, die mir selbst bei Tageslicht noch interessant erscheint. Ich muss gar nicht an den Stadtrand oder irgendwohin in die Pampa ziehen, um dort als Einzelkämpferin meine Vorstellungen von einem sinnvolleren Leben umzusetzen. Es wird doch außer mir noch andere Menschen geben, die vor derselben Entscheidung standen oder stehen. Wie will ich leben? Fragt sich das nicht jeder irgendwann? Der eine früher, der andere später?
Ich habe schon öfter über ein Mehrgenerationen-Haus oder Dorf nachgedacht. Mir gefallen Projekte, in denen Menschen ihren Alltag gemeinsam gestalten, sich gegenseitig helfen und trotzdem die Privatsphäre des anderen achten. So etwas kann ich mir für die Zukunft auch vorstellen. Arbeit und Freizeit müssten so miteinander kombiniert werden, dass ich zwar Freude an dem habe, was ich mache, dass es aber auch noch einer Gemeinschaft oder anderen Menschen zugute kommt. Womit wohl klar ist, dass ich nicht irgendwo hin will, wo ich den halben Tag meditiere und mein schönes Selbst pflege. Ich weiß immer viel eher, was ich nicht will, als was ich möchte.

Allerdings gibt es schon ein paar Dinge, die mir einfallen, wenn ich ernsthaft in mich hinein höre. Ich liebe die Natur, ich möchte dort leben, wo es grün und ruhig ist, ich möchte schreiben, lesen, mich auch weiterhin mit Kunst und Kultur beschäftigen, diese Dinge sind mir wichtig, darauf möchte ich nicht verzichten. Und den Kontakt mit anderen Menschen brauche ich ebenfalls. Den ganzen Tag allein in einem Turm, das wäre nichts für mich, obwohl ich manchmal das Gegenteil behaupte.

Es gibt unter meinen Freunden und Bekannten begabte kreative Menschen, die leider wenig oder gar kein Geld mit ihren Talenten verdienen. Schauspieler, bildende Künstler, Autoren, Sozialpädagogen. Jemand müsste diese Potentiale vernetzen, bündeln, sie anderen zur Verfügung stellen. Kindern, Jugendlichen, alten Menschen. Ich kann gut organisieren, habe eine Menge Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen, so etwas würde mir Spaß machen. Auch in einem Café würde ich ein paar Stunden arbeiten. In einem Garten, wenn es mit dem Rücken zu vereinbaren ist. Da gibt es also einiges, was ich mir vorstellen kann. Jetzt also hinsetzen und tief durchatmen.

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