Nach 22 Tagen mit wechselnden Besucherinnen, schönen Begegnungen, guten Gesprächen, Ausflügen, Radtouren, sind wir das erste Mal allein. Nur wir beide, Freundin K. und ich. Mittags essen wir im Garten an dem kleinen Tisch, leichter Nieselregen setzt ein, der uns jedoch nicht von einem Spaziergang durch die Wiesen hinter dem Fluss abhält. Den wir dann vorzeitig abbrechen, weil K. mit ihren Turnschuhen plötzlich in einem Mini-See steht.

Dann wieder an die Arbeit. In den Pausen treffen wir uns auf der blauen Bank vor den Studios. Komisch diese Leere. Ungewohnt. Aber wenigstens die Sonne ist wieder da. Und der Hof glänzt nur für uns. K. teilt ihre letzte Schokolade mit mir. Das Handy in Reichweite auf dem Schreibtisch, damit ich ja mitkriege, wenn eine SMS kommt. Noch zwei Wochen und drei Tage, dann treffe ich IHN in Amsterdam. Bei dem Gedanken klopft mein Herz ein wenig schneller.

Abends fahren wir in die Felder und suchen die Kraniche, die sich von uns aber nicht finden lassen wollen. Nur Reiher. Und jede Menge Kühe, die uns aufmerksam beobachten. Zum Schluss fahren wir zur Brücke. Die Stimmung magisch. Der Fluss unter uns größer und bewegter als an anderen Tagen, wie ein glitzerndes Band schlängelt und windet er sich. Der Wind, der zugleich kräftig und mild ist, spielt mit unseren Haaren, fährt in die Kapuzen, bläst die Hosen auf. Und dazu dieser Himmel. Alle Schattierungen von blau, braun, rot. Hinter Wolkenbergen blitzt es türkis und dunkel violett. Zwei Urlauber, die ebenfalls hier im Dorf wohnen, rennen nach Hause und kommen mit Kameras und Fotoapparaten zurück. Ob sich das einfangen lässt, was doch alle Sinne braucht?

Zurück im Hof das übliche Ritual. Der Buddha bekommt seine Kerzen, wir jede ein Glas Wein, und dann sitzen wir in der aufkommenden Dunkelheit, umschwirrt von Fledermäusen, und ziehen eine erste Bilanz. Gut war es hier. Mit den Gästen, mit uns. Und wie weit Berlin ist. Wie weit alle eingebildeten oder tatsächlichen Probleme. Auftanken. Kraft schöpfen. Sich auf das Wesentliche besinnen. Das geht besser mit der Stille. Der Natur. Aber eben auch in dieser Kombination. Allein wollte keine von uns beiden hier sein. Gut, dass wir das auch mal geklärt haben.

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