Am See war ich länger nicht. Meist ist es mir auch zu voll dort. Nach einem Tag mit Sturm und heftigen Schauern trauen sich aber am späten Nachmittag nicht mehr viele Menschen raus, da ist die Chance groß, dort alleine zu sein. So wie gestern. Also sind wir um den See gelaufen, der Hausmann und ich, haben gegenüber von der Fischerhütte ein kaltes, viel zu bitteres Bier getrunken, dazu pfiff uns auch noch ein kalter Wind um die Ohren, und dann kam es auch noch ziemlich dicke von oben. Trotz Cape war ich nass bis hoch zu den Schenkeln. An der Vorderseite jedenfalls.

Aber auch das gehört zur Fülle, über die ich – angeregt durch ein Video von Theos Art – mit meinem Cappuccino im Bette sitzend nachgedacht habe. Das ganze Leben mit seinen Höhen und Tiefen annehmen, das macht ja die Fülle aus. Nicht immer nur heititei und wirhabenunsalleliebpiep. Und, was mir auch noch aufgefallen ist, dass dieses Gefühl der Fülle, für das ich immer wieder dankbar bin, erstaunlicherweise mit einem „weniger“ einhergeht. Weniger Dinge haben, kaufen, besitzen wollen (ha, nur noch dieses eine Buch, also das muss ich unbedingt lesen). Auch weniger Kontakte, die dafür intensiver. Weniger brauchen, und mich tatsächlich – habe ich früher belächelt – im loslassen üben. Ich bin ja eher der Typ „ich will aber“. Und das lohnt sich, zu hinterfragen. Warum will ich denn so unbedingt? Will ich klug rüberkommen? Etwas darstellen? Wahrgenommen werden? Besser sein? Darauf eine Antwort zu finden, das könnte eine Lebensaufgabe sein, vermute ich jetzt mal.

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