haben wir in unserem Garten eine Stunde lang die Vögel gezählt. Viel zu zählen gab es allerdings nicht. Eine konzertierte Aktion vielleicht. Frei nach dem alten Motto: Zählt nicht uns, zählt Eure Tage. Sonst tummeln sich hier Kohl- und Blaumeisen, das Rotkehlchen hat seinen Auftritt, Amseldamen und -herren picken im Moos, Krähen baden, aber gestern, nüscht. Darüber ist der Hausmann eingeschlafen. Ich habe überlegt, ob ich nicht ein paar Vögel dazu erfinde, aber was soll es. Dann liegt es eben an uns, wenn der Rekord vom letzten Jahr nicht übertroffen wird. Da haben 158000 Menschen 3,2 Mio. Vögel gemeldet.

Abends bin ich noch einmal zu meinem Ahorn an der Rehwiese gegangen. Am Samstag hatten mich dort die Schwestern ertappt, wie ich mit geschlossenen Augen ein wenig versunken an seinem Stamm lehnte. Diese „Behandlung“ hatte mir gut getan. Also noch einmal dasselbe Programm wie am Abend zuvor. Ich ging langsam um den Baum herum, berührte seine schartige Rinde, bevor ich mich auf der rechten Seite an seinen Stamm lehnte. Bitte hilf mir. Du kannst das doch. Und dann stand ich völlig ungestört von Spaziergängern, ich weiß nicht, wie lange. Die blühenden Hecken dufteten, mir fiel der Name eines Gedichtbandes aus den 80ern ein, aber besoffen bin ich von dir, Nachtigallen trällerten, die schmale Mondsichel schien zu schwanken und mein Körper schien sich aufzulösen. Von den Rufen eines Käuzchens begleitet schwebte ich nach Hause. Was für eine Droge.

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