dass ich um 6 Uhr aufstehen muss, dann schlafe ich zur Sicherheit gar nicht. Erst recht nicht, wenn unten auf der Straße die halbe Nacht gegrölt wird. In den 30 Minuten, die ich dann aber geschlafen habe, schaffte ich es doch tatsächlich, einen Alptraum unterzubringen. Mein Bruder (in welchem Universum?) hat sich den Nazis angeschlossen. Sie tragen schwarze Uniformen und fühlen sich stark, wenn sie in der Gruppe unterwegs sind. Sie machen den Menschen Angst. Sie machen mir Angst, aber wenn ich mich ruhig verhalte, dann tun sie mir nichts, sagt mein Bruder und lächelt unergründlich.

Die Fahrt mit dem Flixbus war dann viel angenehmer als die in der 1. Klasse im Zug vorgestern. Vielleicht, weil ich keinen Nachbarn hatte. Das entspannt mich immer. Und dann natürlich diese Landschaft, durch die wir gefahren sind. Berge ohne Ende. Die Spitzen lagen vor allem in Slowenien im Nebel. 

Bei der Einfahrt in Ljubljana musste ich schlucken. Auch hier so eine hässliche Vorstadt. Hochhäuser, an denen es nur so bröckelt. Soll ich vielleicht lieber weiter nach Zagreb fahren? Ich bin dann natürlich ausgestiegen, habe am Hauptbahnhof tapfer mit den Schließfächern gekämpft, die unbekannte Methode erschloss sich mir erst nach einigem inneren Wüten, und dann bin ich Gott sei Dank ahnungslos aber zielstrebig zur Drachenbrücke in der Altstadt gelaufen, und da war alles wieder gut.

Diese Stadt ist jung, lebendig, grün, und an dem schmalen Flüsschen Ljubljanica findet man unter schönen alten Bäumen Café an Café, Burgblick inklusive. Man sitzt draußen – kein Wunder bei einem solchen Wetter – plaudert, isst, trinkt, hat Zeit. So habe ich es dann auch gehalten, vom Plaudern mal abgesehen. Und darüber bin ich froh. Weil ich später schon wieder schlucken musste. Mein Zimmer ist klein, das hatte ich auf dem Foto gesehen, ich habe es mir nur anders vorgestellt, so insgesamt. Aber vielleicht war das nur der erste Schreck, denn der Balkon z. B. ist sehr schön. In der aufkommenden Dämmerung habe ich bei einem Glas Malvazija schon Fledermäuse beobachtet, auch ruhig ist es. Wenn nicht gerade nebenan die Kirchenglocken läuten. Leider habe ich einen Blick ins  gegenüberliegende Zimmer geworfen, da wurden gerade vier Betten frisch bezogen, zwei weitere Gäste schlafen links von mir, und mit all diesen Menschen muss ich das kleine Bad teilen. Vielleicht gehe ich erst einmal ins Bett, wer schläft, der muss nichts teilen. Und morgen früh sehe ich weiter. Om.

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