ins Guesthouse kam, war alles dunkel. Keine Geräusche, nur der Kinderhochstuhl und ein kleines Auto auf dem Fußboden im Flur ließen neue Gäste vermuten. Und dann wurde es in meinem winzigen Zimmer sogar warm. Ich ging zeitig ins Bett, wurde allerdings von einem Hustenanfall in Kombination mit sich andeutender Atemnot wieder aufgescheucht. Himmel, das hatte ich länger nicht. Und ehe ich das Spray aus der Tasche hatte. Bis jetzt bin ich noch nie in Ohnmacht gefallen, die Freundin aus Celle hat mir auch versprochen, dass sich, selbst wenn dieser Fall eintreten sollte, die Bronchien während er Ohnmacht entspannen. Aber wissen die das?

Also habe ich dem Hausmann ganz schnell die Kontaktdaten meiner Vermieter gemailt. Falls ich mich nicht melde bis nächsten Mittag, wäre es nett, wenn er Nachforschungen anstellen würde. Und dann bin ich eingeschlafen. Nicht für immer, wie man sehen kann.

Heute Früh saß eine kleine Familie aus Serbien beim Frühstück in der Küche. Die Kleinste vielleicht anderthalb. Entzückend. Falls sie mich geweckt hätten, das täte ihnen leid. Diese Fürsorge wiederum tat mir leid, so dass ich fast gerührt an Sergey dachte. Immerhin gibt er Menschen mit geringem Budget hier eine preiswerte Bleibe, mir z. B., und ich empöre mich über die mickrige Dusche, das kleine Klo, das ich mit 8, 9 oder auch 10 Leuten teilen musste. Wir haben uns nicht mehr gesehen. Ich habe meinen Schlüssel an die Türklinke der Rezeption gehängt und bin mit meinem Gepäck in mein Stammcafé gezuckelt. Toast. Kaffee. Laptop. Natürlich saß ich auch auf demselben Stuhl wie sonst, nur dort gibt es eine Steckdose. Anderthalb Stunden später mit der Linie 3 bis zur Gosposvetska, ich kenne mich jetzt ein bisschen aus, von dort 10 Minuten zu Fuß bis zum Busbahnhof, und jetzt bin ich hier. In Piran.

Schon die Fahrt mit dem Bus war eine Freude. Dieses kleine Land ist so schön. Grüne Täler, diese beeindruckende Karstlandschaft. Hier bedaure ich tatsächlich, dass ich keinen Führerschein habe. Und dann sah es plötzlich aus wie in Italien. Zypressen, Alleen, ein blaues Meer in der Sonne. So muss es sein, wenn man im Paradies ankommt, dachte ich kurz.

Als ich heute Mittag in einem Café am Tartini-Platz saß – ich hatte noch Zeit bis zum Einchecken -, schleuderte der Wind Stühle und Tische durch die Gegend. Jetzt knallt er mir alle halbe Stunde einen Fensterladen vor das Fenster. Da fehlt die Vorrichtung zum Festmachen. Aber sonst. Was für ein Luxus. Ich habe ein eigenes Bad. Eine Waschmaschine, mit der ich schon meine Sachen gewaschen habe. Der Blick von der Gemeinschaftsterrasse ist grandios, allerdings pfeift einem da oben der Wind noch heftiger um die Ohren. In zwei Minuten bin ich an der Adria. Sogar rausgehen könnte ich noch einmal, mich in eine der vielen Kneipen setzen. Wäre ich nicht schon wieder so müde. Müde, aber eigentlich wohl eher krank.

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