Der Himmel ist grau, nur über den Hügeln des Apennin ein heller Streifen. Es regnet. So hatte ich mir den November in Florenz vorgestellt. Und dann servieren sie Sonne und fast schon sommerliche Temperaturen. Ich hätte mich gestern leicht bekleidet zu den Toten gesellen können. Wenn es nur nicht immer diese Hügel zu erklimmen gäbe. Meine Bronchien finden das nicht witzig, die fiepen, wenn ich oben bin. Der Friedhof stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, auch Collodi, den Schöpfer des Pinocchio, haben sie dort begraben. Die lieben Verstorbenen haben schöne Alleen, geräumige Kapellen, eine grandiose Aussicht. Man kann schlechter ruhen, denke ich.

Die Tage gleichen einem ruhigen Fluss. Am Morgen schreibe ich ein wenig, dann gehe ich zum Frühstück in „meine“ Bar, danach laufe ich in gemäßigtem Tempo durch die Stadt. Hin zum Fluss, hinauf in die Hügel, und so weiter. Meist bin ich fünf oder sechs Stunden unterwegs, und auch wenn ich zwischendurch irgendwo raste, tun mir auf dem Heimweg so dermaßen die Gelenke weh, dass ich mich die Straße zu meinem Haus geradezu hochschleppen muss. Aua.

Trotzdem bin ich gestern Abend noch einmal vor die Tür gegangen. Hin zu der kleinen Gelateria, die Lele mir empfohlen hat. Wir haben zwei in der Nähe, aber ich sollte zu der auf der rechten Straßenseite gehen. Lele lachte, als ich ihm hinterher erzählte, dass ich mich wie eine Italienerin gefühlt hätte. Ein kleines Eis in tazza auf die Hand, das Caramello al sale köstlich, und dann bin ich nur eine Tür weiter gegangen zur Bar Tabacci, habe un caffee bestellt, es gibt dann automatisch einen Espresso, und den habe ich  im Stehen vor der Tür getrunken. Vielleicht werde ich ja noch übermütig in den nächsten Tagen und bestelle mir einen Spritz oder Vino rosso, mit dem ich mich dann vor die Tür stelle. Das machen sie hier so. Aber jetzt erst einmal Frühstück.

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