das erste Mal wieder draußen, das erste Mal im Wald. Manchmal muss es der Wald sein. Aber wie schwer mir das Laufen gefallen ist. Nach fünf Minuten war ich so ins Schwitzen gekommen, dass ich den Mantel ablegen konnte, nach fünfzehn musste ich mich setzen. Die letzten Tage habe ich mit einer heftigen Migräne im Bett bzw. im Bad verbracht, wo ich mir die Seele aus dem Leib (Sie ist grün). Leider fing es schon an, als meine Freundin mit der mittleren Tochter hier war. Deren Doktorspiele – ich mache dich gesund, halt mal den Kopf still, hier tut es weh? du musst dir immer regelmäßig die Haare kämmen, hörst du – haben auch nicht geholfen. Ich habe den Besuch gar nicht richtig genießen können.
Welch ein Geschenk, sich in der aufrechten Position bewegen zu können, ohne sich übergeben zu müssen. Auch Kaffee kann ich wieder trinken. Nach meinem kleinen Spaziergang habe ich mir also einen Verlängerten (österreichisch für Espresso mit heißem Wasser) gemacht, und dann habe ich mir auf Youtube einen Beitrag vom Argon-Verlag über Edgar Selge und Franziska Walser angeschaut, die im Mai in Berlin im Theater am Pfefferberg die Duineser Elegien rezitiert haben. Das wurde live aufgenommen und gibt es nun als Hörbuch. Die Elegien. Was muss das für eine Anstrengung gewesen sein. Das alles lernen. Und verstehen.
„Diese Texte müssen geteilt und gehört werden. Sie sind erst vollständig, in dem sie gesprochen und gehört werden.“ Sagt Frau Walser in dem kurzen Video. Und Edgar Selge gesteht, dass es auch bei ihm – er beschäftigt sich mit seiner Frau seit 10 Jahren mit den Elegien – immer wieder Phasen gibt, wo der Text an ihm vorbeirauscht, „als wäre er gar nicht innen angekommen“. Gar nicht innen angekommen. So war das bei mir wohl meist, wenn ich die Texte gehört oder still für mich gelesen habe. Vielleicht würde es sich ändern, wenn ich wenigstens eine Elegie mal auswendig lernen würde. Aber wer wenn ich schrie hörte mich denn…