Meine Stimmung wechselhaft wie das Wetter. Heute fühle ich mich niedergeschlagen, ich werde auch gar nicht richtig wach. Als ich gestern an der Giebelseite in der Sonne saß, war ich glücklich. Innerlich sprudelnd, vor Freude überschäumend. Alles schien zu mir zu sprechen, schien mich als zugehörig anzunehmen. Dazu noch die 70 %ige Schoki, die ich mir gegönnt hatte, nachdem Golo gesagt hatte, ich solle nicht zu streng mit mir sein. Auf den Alkohol zu verzichten sei schwer genug. Das stimmt. Wenn ich mir ansehe, wozu ich ihn benutzt habe. Kontakt herstellen. Zugehörigkeit fühlen. Es in Runden aushalten, in denen ich mich unwohl fühle.

Niedergeschlagenheit ertragen oder Begeisterung, die nicht auf Resonanz stößt, oder auch einfach nur Begeisterung. Es gibt so viele Momente, die ich mit Alkohol verbinde. Als ich mit dem Hausmann z. B. gestern zwischen den Wiesen, die an unser Grundstück grenzen, einen Platz für die Hängematte gesucht habe, ist mir sehr schnell das dazugehörige Bier bzw. der kühle Wein in den Sinn gekommen. In der Hängematte schaukeln, Sonnenuntergang, dazu ein alkoholisches Getränk. Selbst in meinen Träumen beschäftigt mich die Frage, wie bestimmte Situationen ohne Alkohol gemeistert werden sollen. Vorgestern träumte ich von einem Wiedersehen mit alten Freunden. Wir gingen in ein Café, wo ich kurz verzweifelt war. Kuchen habe ich mir verboten, Wein kann ich schon gar nicht bestellen. Hilfe!

Im realen Leben wollen den Hausmann und mich am Sonntag die Spanierin und ihr Meister besuchen. Mit Übernachtung. Wir reden da seit geraumer Weile drüber, aber die beiden haben nie Zeit. Nun also. Da können wir mal wieder quatschen und ein Weinchen trinken, schrieb der Meister. In mir eine leichte Panik. Wie viele Stunden werden wir am Stück zusammensein? Viele. Eine Vorstellung, die mich erstmal erschreckt. Denn eigentlich brauche ich im Zusammensein mit anderen Pausen. Es gibt Ausnahmen, natürlich, aber das sind Ausnahmen. Andere Menschen ticken anders, die brauchen keine. Manche sind sogar empört, wenn man sich nach 4 oder 5 Stunden Begegnung verabschieden möchte. Oder wenn erst einmal alles gesagt ist. Himmel. Ich langweile mich so schnell bzw. sehne mich nach echtem Austausch. Nach Resonanz. Und schaffe es nicht, die Umstände so zu ändern, dass ich mich gut fühle. Dafür schäme ich mich dann auch noch. Mit ein oder zwei Gläschen konnte ich entsprechende Situationen irgendwie ausgehalten. Man könnte auch sagen, ich bin über meine tatsächlichen Bedürfnisse hinweggegangen. Da werde ich noch eine Menge üben müssen zukünftig. Für das kommende Treffen nehme ich mir vor, mir keine Vorstellungen zu machen und mich auf den Moment einzulassen. Das ist schwierig genug. Ich könnte sogar von meinen Gefühlen in Bezug auf ein Zusammensein ohne Alkohol sprechen. Könnte ich. Mache ich.

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