Zu spät aus dem Bett gestiegen. Ich schlafe schlecht, spüre jede der kleinen Wunden am Bein, jedes Umdrehen. Das Wasser ist bereits abgestellt. Ausgerechnet heute sind sie pünktlich. 8 bis 13 Uhr, so steht es auf der Hausmitteilung. Es ist 9. Den Espresso kann ich mit Mineralwasser aufsetzen. Und  das Fäden ziehen muss warten. Ich werde nicht ungeduscht im Krankenhaus auftauchen. Jippieh!

Natürlich ist das feige. Aber ich habe genug von allem, was mit Schmerz zu tun hat. Und morgen ist auch noch ein Tag. Gestern habe ich mal wieder mit Herrn W. am Telefon herumgealbert. Es ging um meine Phantasie von dem Rollstuhl, in dem ich womöglich eines Tages sitzen muss. Natürlich in einem mit Elektroantrieb. Mit dem brettere ich dann über den Kudamm. Und er muss neben mir her rennen. Vielleicht nur die Visionen eines zur Hypochondrie neigenden Menschen. Aber wer weiß das schon.

Der Redner belebt die schöne Tradition des Morgensingens. Während er singt, schreibe ich Mails. Mache ein Foto vom Vorgarten, wo die ersten Tulpen und jede Menge Himmelschlüsselchen und Zwerghyazinthen blühen und ein alter Gartenstuhl auf einen Sonnensüchtigen wartet. Für J. in Minneapolis. Schreibe noch schnell dazu, dass nicht alle deutschen Vorgärten so aussehen. Dass wir sogar eher die Ausnahme sind. Aber schließlich müssen wir unserem Ruf von der etwas chaotischen WG, die da seit 35 Jahren ihr Unwesen treibt, gerecht werden. And we like it a bit wild.

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