Abfahrt wie geplant. Eine kleine Befriedigung für den Redner. Er musste 10 Minuten auf mich warten. Wer kann denn ahnen, dass er ausnahmsweise mal fertig ist, so wie er es angekündigt hatte. Die Fahrt verläuft ohne Komplikationen. Wir fahren durch den Frühling hindurch. Pralles Grün, sattes Gelb. Das letzte Stück auf der Autobahn. Eigentlich wollen wir mit der Fähre übersetzen, aber wir verpassen die Abfahrt. Dann über die Brücke zur Insel. Die uns mit Sonne empfängt. Mit blühenden Rapsfeldern. Alten Alleen.
Gott sei Dank. Manches verändert sich nicht. Am Hafen von Lauterbach weht ein frischer Wind, die Mahlzeit wird drinnen eingenommen. Für mich Matjesfilets mit Bratkartoffeln. Größere Portion. Sehr lecker. Und mir ist hinterher auch gar nicht übel. Trinke einen Nordhäuser-Doppelkorn, damit das auch so bleibt. Alles Einbildung. Na und?
Im „Tatjana“ sieht es noch so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. „Es ist eine Weile her, dass wir sie hier gesehen haben.“ Ich nicke. Und fühle mich ein wenig schuldig. „11 Jahre.“ „Nein! Das glaube ich nicht.“ Aber egal. Denn ich habe Zimmer 39. Eins von den größeren Einzelzimmern. Unter dem Dach gleich rechts, da habe ich diesen wunderbaren Blick auf den Selliner See. Der Redner bezieht die Lotsenkajüte. Gemütlicher, aber kleiner. Und diesen Blick hat er auch nicht. Biete großzügig an zu tauschen. Wird ebenso großzügig abgelehnt. Gott sei Dank.
Ein erster Spaziergang. Barfuß. Immer am Meer entlang. Als ich fast in Baabe bin, ruft die junge Holländerin an. Sie will morgen mit Auto, Freundin und Zelt zu uns auf die Insel kommen. Aber nun haben sie ihr die Geldbörse gestohlen. Alles drin natürlich. Fahrerlaubnis. Ausweis. Geldkarten. Monatskarte. Etwas Bargeld. Sie weiß noch nicht, was sie jetzt machen wird. In Berlin bleiben. Oder doch kommen. Da ist es wieder. Das Leben, das passiert, während man andere Pläne macht.