Das ist ja wieder typisch. In der Woche blendet mich im Büro die Sonne so stark, dass wir die Jalousien schließen müssen, am Wochenende regnet es. Vielleicht ist es ein Zeichen, die Neuruppiner Therme ruft. Seit gestern geht mir ein Song aus dem Film „Once“ nicht aus dem Kopf. Gleich beim Aufwachen hatte ich ihn im Ohr.

Der Film eine unaufgeregte Liebesgeschichte, die ohne die üblichen Klischees auskommt.Ein irischer Straßenmusiker, der im Hauptberuf in Dublin in der Werkstatt des Vaters Staubsauger repariert, trifft auf junge, ebenfalls sehr musikalische, Klavier spielende Tschechin, und damit beginnt eine Liebesgeschichte, die ohne die typischen Beigaben einer solchen auskommt. Es gibt keine Liebesszenen, keinen Sex, nur Blicke und angedeutete Küsse. Sehr erfrischend, auch wenn ich mir selbst so ein Szenario schwer vorstellen kann. Da gefällt mir ein Mann, und ich gebe meinem Begehren nicht nach, bin stattdessen vernünftig, weil ich erkannt habe, dass wir wahrscheinlich keine Zukunft haben?
Ach, wäre ich als junge Frau doch nur halb so klug gewesen wie die wunderbare Marketa Irglova, die man hoffentlich in noch vielen anderen Filmen zu sehen bekommt.

Die Woche des Films. Am Sonntag habe ich mir mit einer Freundin „Ausgerechnet Bulgarien“ angesehen, eine gelungene Dokumentation über Angelika Schrobsdorff, ein Muss für jeden Fan dieser großartigen Schriftstellerin, der sich mit der Zeit beschäftigt, die sie zusammen mit Mutter und Schwester auf ihrer Flucht vor den Nazis in Bulgarien verbracht hat. 2006 ist Frau Schrobsdorff, die seit 1973 in Israel lebte, nach Berlin zurück gekehrt, in die Stadt ihrer Kindheit. Sie sagt dazu im Film, es wäre gemütlicher, in Deutschland zu sterben. Eine eigenwillige Erklärung, die allerdings zu Frau Schrobsdorff passt.

Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Dokumentarfilm sowieso auf dem Vormarsch ist, wenn es um die Gunst des Publikums geht. Mich wundert das nicht, aber ich schau halt gern in fremde Leben hinein. Und wenn man sich die so genannten Block Buster ansieht, kann man nichts anderes als gähnen. Dagegen sind Filme wie „Prinzessinnenbad“, „Der Glanz von Berlin“, „Die Spielwütigen“ reiner Balsam für die Seele, noch dazu klug und witzig. Was da für Geschichten erzählt werden.

Balsam für die Seele war auch der dritte Film, den ich in der letzten Woche gesehen habe. Die Tschechen, die können es. Die haben nicht nur Pan Tau und so wunderbare Märchenfilme wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gezaubert, auch die leise Komödie „Leergut“ ist ihnen gut gelungen.

Ein eigentlich bereits pensionierter Lehrer kann nicht leben ohne Arbeit, die ihn allerdings nicht nur beschäftigen soll, nein, glücklich machen soll sie ihn auch noch. Da der Schuldienst das längst nicht mehr tut, weiß er sich nicht anders zu helfen, als nervenden Schülern den Schwamm auf dem Kopf auszudrücken. Das ist natürlich nicht erlaubt, hinzunehmen auch nicht. Der Job als Fahrradkurier ist aber auch nicht der richtige, dafür der nächste in der Leergut-Annahme eines Supermarktes. Da kann sich Josef als Frauen- und Männerversteher gleichermaßen betätigen, kann Beziehungen vermitteln, und vor allem kann er der Frau zu Hause aus dem Weg gehen. Mit der lebt er mehr recht als schlecht, man ist halt lange verheiratet, das ist längst nicht mehr spannend, vor Überraschungen ist man sicher, das weiß man, oder glaubt es zu wissen. Am komischsten ist es, wenn Josef in wieder kehrenden Träumen erotische Szenen mit anderen Frauen erlebt, aus denen er leider recht unsanft von seiner Ehefrau geweckt wird. Dann ist abrupt Schluss mit den gefälligen Damen in Dessous und Strapsen. Ein schöner Film. Bei meiner derzeitigen Begeisterung fürs Kino sollte ich vielleicht doch das Programm für die Berlinale studieren. Der Eröffnungsfilm wird längst ausverkauft sein, dann muss ich mir Scorseses Dokumentation über die beiden Konzerte der Stones eben später ansehen. Aber zum roten Teppich könnte ich gehen, um mir die Jungs mal aus nächster Nähe anzusehen. Der Mann hat so etwas bereits angekündigt. Ich sehe ihn schon kreischend in der Menge. Aber Quatsch, das sind ja immer die Frauen, die so etwas machen.

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