Vor der Arbeit trinke ich gern noch einen Kaffee in Brünnes Deli, nach der Arbeit belohne ich mich vorzugsweise mit einem Kinobesuch. „Frantz“ habe ich mir eigentlich nicht ansehen wollen, die Trailer hatten mich auf eine völlig falsche Spur geschickt. Doch nun lese ich das Kriegstagebuch von Egon Erwin Kisch, das ich ob seiner Schrecken, der Sinnlosigkeit schon dieses Ersten Weltkrieges nur in kleinen Dosen ertrage, und da dachte ich, dann kann ich mir auch den „Frantz“ geben. Eigentlich hat aber das Kino den Ausschlag gegeben. Ich liebe das „Internationa§l.

Das Jahr 1919. Eine junge Frau lebt bei den Eltern ihres verstorbenen Verlobten. Der ist irgendwo in Frankreich gefallen, das Grab, das sie regelmäßig besucht, hat nur symbolischen Charakter, seine Überreste liegen irgendwo auf einem Feld in der Fremde. Seit Tagen steht nun ein junger Mann an diesem Grab, wie sich herausstellt, ein französischer Freund von Frantz aus Friedenstagen. Man kennt sich aus Paris.

Und dann wird dieser junge Franzose wie ein Sohn in dieser Familie aufgenommen. Was nicht von allen im Ort gern gesehen wird. Sehr berührend eine Szene, in der der Vater von Frantz vor seinen Stammtischfreunden in großer Klarheit ihrer aller Schuld an dem Tod dieser vielen jungen Menschen in diesem fürchterlichen Krieg beschreibt.

Hinterher sind ja auch die Alten oft klüger, und ich überlege, ob man Menschen vielleicht davon abbringen könnte, Kriege anzuzetteln, die eigenen Kinder in sinnlose Kriege zu schicken, wenn man ihnen immer wieder solche Filme zeigen würde. Wahrscheinlich nicht. Weil der Mensch leider nicht aus der Vergangenheit lernt.

Einige Male dachte ich, ich wüsste, worauf die Geschichte hinaus läuft, vor allem, wenn ich diese unwahrscheinlichen Augen von Pierre Niney sah, aber das ist klug ausgeklügelt von Francois Ozon. Immer kam es anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Ein Film über Verlust, Trauer, Lügen aus Mitgefühl, tolle Schauspieler und großes Kino, wie ich finde.

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