Mit dem Mopedfahrer und einem seiner Freunde nach Garz. Die Herren wollten sich ein Schleusenhaus ansehen, das demnächst versteigert wird. Da das Havelland ja meine zweite Heimat ist (ich habe keine erste, also eigentlich auch keine zweite, aber was soll’s), durfte ich sie begleiten. Und natürlich auch, weil ich Ausflüge so liebe. Das Haus dem Interessenten dann doch viel zu groß, die Kosten, die mit der Instandsetzung noch zusätzlich anfallen würden, wohl ebenfalls, von dem riesigen Garten ganz zu schweigen, aber gelohnt hat es sich trotzdem.

Ein kleiner Spaziergang zum Wehr, der Wind eisig, das Wasser sprudelnd, da könnte man eigentlich eine Turbine betreiben. Auf einer Brücke über einem der vielen Nebenarme der Havel wurde dann Kaffee gekocht – das ist in einem Bus ja möglich – auch Kuchen gab es und gute Gespräche. Dazu Wildgänse, auch ein Adler wurde ins Auge gefasst, und über allem dieses berückende Licht mal wieder. Wenn das so weitergeht, dreh ich durch. Und das hatte ich nicht nur so dahin gesagt.

Manchmal spüre ich diese Freude, etwas pulsiert, pocht in mir, unverhofft taucht es auf, und oft weiß ich in diesen Momenten vor lauter Fühlen nicht, wohin mit mir. Möchte dann Liebeserklärungen machen, Menschen oder meinetwegen auch Bäume umarmen. Das hält natürlich nicht über längere Zeit an, und wer meine Nacht- oder Morgenzustände kennt, den wundert das sowieso, aber für diese Momente lohnt es sich, am Leben zu sein. Denke ich. Danach sollte Ausschau gehalten werden. Ich glaube nicht, dass wir so angelegt sind, dauerhaft Glück zu ertragen. Auch wenn manche Gurus etwas Anderes erzählen. Ja mein Gott, die haben Zeit. Das Leben ist dieser Wechsel von Licht zu Schatten. Von den Ängsten zur Freude. Und zurück. Das akzeptieren.

Später dann noch ein Abendessen bei dem Freund in Schöneberg, bei dem ich herauszufinden versuchte, was uns – Ü 60 sage ich mal – bewegt, neue Wege einzuschlagen. Die kürzer werdende Zeit? Die Angst davor, etwas verpasst zu haben? Endlich Träume erfüllen, bevor es zu spät ist? Ich weiß das ja manchmal nicht so genau bzw. denke, ich müsste irgendeine Erklärung für mein Vorhaben liefern (warum eigentlich?).

Der eine sucht nach einem Ort, wo er die Stille genießen kann, der andere fühlt sich zu alt zum Rosen züchten und überlegt, vielleicht mit mehreren Menschen zu leben. Und seine erworbenen Erfahrungen würde er gern in ein gemeinnütziges Projekt einbringen. Da muss nämlich noch etwas passieren in den nächsten Jahren. Ja. Aber warum? Und dann stand der Satz plötzlich mitten im Raum. Weil wir uns noch einmal anders spüren wollen. Genau. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.

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