Wir beginnen die Berlinale im Zoopalast. Den kennt die Freundin noch nicht. Plötzlich sind wir spät dran, es schneit, die Straßen sind immer noch oder schon wieder glatt, deswegen fahren wir die eine Station mit der Bahn. Kawasakiho Ruze. Ein tschechischer Film um einen Dissidenten, einen Mann, der keine so lupenreine Vergangenheit hat, wie es die Öffentlichkeit bisher glaubte. Sein Schwiegersohn, ein Toningenieur, der seit langem eifersüchtig ist und sich unverstanden und abgelehnt fühlt vom Vater seiner Frau, will das dunkle Geheimnis aufdecken. Da passt es gut, dass er gerade mit an einer Dokumentation über diesen falschen Helden arbeitet.

Man könnte denken, der hat es gerade nötig, hat er doch eben erst seine Frau betrogen. Man könnte so viel denken und so viele Meinungen haben. Klar ist derjenige ein Verräter, der um einen Vorteil willen einen Freund an die Staatssicherheit ausgeliefert hat. Auch die Liebe zu einer Frau bringt da keine mildernden Umstände. Und dass man ihn erpresst hat, das kann ja jeder behaupten.

Viel ist passiert in jenen dunklen Jahren, es wurde gespitzelt, gelogen, Aussagen wurden erzwungen, Leben in Bahnen gelenkt, die ganz anders hätten verlaufen sollen, und doch kann man später nicht wirklich wissen, warum ein Mensch so gehandelt hat, wie er es getan hat.  Und das ist die Stärke dieses Films, er bestätigt keine vorgefertigten Meinungen, er weiß nicht genau, wer denn nun der Übeltäter ist, und ob er unsere Verachtung verdient, stattdessen wirbt er für Toleranz und Versöhnung. Oder wenigstens um ein Nachdenken darüber. Wir haben ihn als ausgezeichnet bzw. als sehenswert eingestuft. Schön, dass man das bei den Panorama-Filmen tun kann. Jetzt möchten wir aber auch die Reise für 2 Personen zur Wienale gewinnen………

Der zweite Film am Abend begeistert uns nicht. El mal ajeno. Warum er als mystischer Thriller beworben wird, es will sich mir nicht erschließen. Ein Arzt bekommt auf obskure Weise die Gabe des Heilens, die nur von Mensch zu Mensch weitergeben werden kann. Im Tod! Dieser Arzt also, der auch noch Schmerzspezialist ist, macht seine Arbeit schon längst mit großer Distanz zu seinen Patienten, er lässt ihre Leiden nicht an sich heran. Vielleicht ist das auch gut so, ich weiß es nicht, ich weiß auch nicht, ob und warum manche Menschen heilen können. Und warum sie versagen müssen, wenn es um Menschen geht, die ihnen nahe stehen. Das mag der Drehbuchschreiber sich so ausgedacht haben, mich hat es geärgert.  Denn konsequenterweise muss man sich, will man jemanden retten, den man liebt, selber umbringen. Warum dann auch noch in einem Nebenstrang ein neu geborenes Baby großzügig einer bis dahin fremden Frau anvertraut wird, vermutlich wird sich der Autor auch dabei etwas gedacht haben. Wenn man nur wüsste, was. Zwiespältig.

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