Die Freundin ist zurück in Mannheim, und ich habe heute Vormittag eine Weile überlegt, ob ich alleine weiter mache oder nicht. Aber nun bin ich infiziert, man könnte auch sagen, ich kann nicht anders. Wenigstens zwei Filme pro Tag sollten drin sein. Einer am Vormittag, einer am Nachmittag. Und falls ich den Mann begeistern kann, vielleicht noch einer am Abend. Es gibt immer eine Stunde vor Filmbeginn noch ein kleines Kartenkontingent, dann kommen von den verschieden Ticket-Verkaufsstellen die Reste. Und ich kriege tatsächlich noch eine Karte für „New York Memories“ von Rosa von Praunheim. Mal wieder ein Film im Cinestar.

Der Mann neben dem Eingang trägt eine rote Mütze. Ich reiche ihm meine Karte, er sieht mich freundlich fragend an. Mir wird mein Irrtum sofort klar, natürlich, zum Abreißen ist Rosa von Praunheim wohl nicht gekommen. Zwei Stunden später werde ich dann energisch die Tür zur Herrentoilette aufstoßen. Mit der Brille auf der Nase.

Einen Vorfilm gibt es auch, „Last Adress“ von Ira Sachs, er zeigt Eingänge, Fenster und Fassaden von Häusern in New York, in denen Künstler gelebt haben, die inzwischen an Aids gestorben sind. Eine traurige Bilanz.

Dann der Hauptfilm. Rosa von Praunheim besucht Menschen, über der er vor 20 Jahren in seinem Film „Überleben in New York“ berichtet hat. Er zeigt alte Filmausschnitte, verbindet geschickt Vergangenheit und Gegenwart. Eins ist klar, die wilden Zeiten, in NY hatte er den besten Sex, sind vorbei. Dank Giuliani ist die Stadt heute sauberer und sicherer, aber damit sind auch die alten Clubs verschwunden. Und viele Künstler müssen gehen, weil sie die teuren Mieten nicht mehr bezahlen können.  Trotzdem ein heiterer Film, da Rosa von Praunheim neugierig und offen ist und kluge Fragen stellt. Besonders berührt hat mich der 14jährig Isaac. Transgender. Ein mutiger Junge, der zu seiner nicht so eindeutigen Sexualität steht und darüber sogar kleine Filme macht.  New York Memories ist nicht nur für New York Fans ein sehenswerter Film!

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