Eine Einladung in den Prenzlauer Berg. Hier war ich lange nicht. Vor dem Essen ein Rundgang über den Kollwitzmarkt, wo wir uns erst einmal verloren. Gut, dass es Handys gibt. Ich stehe gleich vorn, ach, du bist noch hinten beim Fisch. Auch durch die Diedenhofer Straße sind wir gelaufen. Meine Großeltern haben hier in den Dreißigerjahren gelebt, sind von hier in ihre Laube nach Buchholz gefahren, wurden hier ausgebombt, sind dann ganz in der Laube geblieben. Ich habe mir diese Straße noch nie angesehen in all den Jahren. 

Auch nicht, als ich 1980 gar nicht weit von hier eine winzige Wohnung besetzt hatte. Aber damals hatte ich andere Sorgen. Erst wollten sie mir die Wohnung wieder wegnehmen, dann durfte ich sie doch behalten, weil man in der Zwischenzeit meine Ausreise genehmigt hatte.

M., Jahrgang 1941, hatte die DDR kurz vor dem Mauerbau verlassen. Wir haben uns beide daran erinnert, dass wir in der ersten Zeit im Westen nicht gerade glücklich waren. Interessant auch, dass wir uns beide als „Wossis“ bezeichnen. Kein Ossi, kein Wessi, Wossi eben. Wenn jemand nur an der DDR herumgemeckert hat, haben wir sie verteidigt (dann geh doch zurück in den Osten), wenn sie jemand lobte, haben wir an die Kehrseiten erinnert. Gespaltene Seelen.

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