In der Berliner Zeitung habe ich online ein Interview mit Christian Baron gefunden, der in seinem Buch „Ein Mann seiner Klasse“ von Armut und Ungleichheit erzählt. Er war der erste in seiner Familie, der ein Studium absolvierte und fürchtet trotzdem heute noch gelegentlich in einer Redaktionskonferenz, man könnte ihn für einen  Hochstapler halten. Interessant scheint mir der Punkt, dass Menschen von denselben Erfahrungen berichten,  unabhängig davon, ob sie nun in den Fünfziger- oder Achtzigerjahren geboren wurden. 

Ch. Baron hat in dem Gespräch u. a. vorgeschlagen, doch mal einem DHL-Paketboten eine Kolumne zu geben. Das ist eine gute Idee. Ich würde auch noch meinem Taxifahrer-Freund eine geben. Eigentlich hat der Freund eine Buddha-Natur, den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Deswegen habe ich mich am Samstag doch sehr über seinen Ärger gewundert. Andererseits, wenn das alles stimmt, was er mir erzählt hat, wäre dieser Ärger berechtigt.

Der Freund berichtete u. a. von einem Kollegen, der nicht schnell genug aus einer Parklücke heraus kam, der mit einer Axt bedroht wurde. Beschimpfungen, sehr beliebt dabei das Nazischwein, Androhung von Gewalt, das Zücken von Messsern und anderen Kleinwaffen, angeblich gehört das inzwischen zum Alltag. Mein Einwand, dass solche Sachen doch nicht ständig passieren können, das würde ja bedeuten, dass auf Berliner Straßen der Mob unterwegs ist, und außerdem gäbe es ja eine Polizei, ich sehe hier ständig die blauweißen Wagen herumfahren, wurde milde belächelt bzw. führte zu noch größerem Ärger. Das wäre leider eine verzerrte Wahrnehmung. Weil ich nämlich in meiner Nikolasenblase lebe. Auf einer Art Insel der Seeligen nämlich. Aber wenn ich wieder eines dieser blauweißen Autos sähe, solle ich es doch zum Stuttgarter Platz schicken.

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