hüpft auf dem Balkongeländer hin und her. Die Sonne scheint mir auf den Schreibtisch. An den Bäumen schon so viele gelbe Blätter. Im Traum habe ich erfahren, dass mein Vater Schauspieler war. Aber dann muss er doch auch einen Eintrag bei Wikipedia bekommen, dachte ich aufgeregt. Jetzt hat es die Wikipedia also in meine Träume geschafft. Aber natürlich kenne ich das Phänomen. Dinge, die mich im Alltagsleben beschäftigen, tauchen irgendwann auch in meinen Träumen auf.

Es ist also getan. Die Anträge für Akteneinsicht für mich und für meinen Vater sind gestellt. Eine freundliche Frau hat mich dabei beraten. Mit Maske und Abstand selbstverständlich. Wenn man Anträge für Familienangehörige stellt, muss man das begründen. Meine Fragen wären aber angemessene Fragen. Warum war der Vater genau in Haft? Hat er für das MfS gearbeitet? Ich fühlte mich bemüßigt, gerade diese Frage zu erklären. Es geht mir nicht um ein moralisches Urteil. Ich möchte das nur verstehen.

Abends bei Käseknäcke, Rotwein und einem inspirierenden Gespräch über das Schreiben, über Erinnerungen aus den unterschiedlichen deutschen Staaten fand die Freundin, ich würde aufgeräumt aussehen. So fühlte ich mich auch. Ich glaube, es tut gut, ab und zu mal den eigenen Kiez zu verlassen, und sei es nur, um einen Antrag zu stellen. Auch wenn die Kanzlerin mir nahe gelegt hat, dies sein zu lassen. Zu Hause bleiben, wann immer es möglich ist, lautet die Devise.  Es fällt mir nicht ganz leicht, aber ich will darauf vertrauen – die Freundinnen haben es mir empfohlen – dass sie nur das Beste für uns will. Om.

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