Es war klug, dass wir uns die Karten für die Ausstellung online bestellt und wie gewünscht im A4-Format ausgedruckt haben. Es gibt verschiedene Zeitfenster, für die man sich entscheiden konnte. Auf Taschen oder Rucksäcke sollte man allerdings verzichten, sonst muss man sich in die lange Schlange an der Garderobe einreihen. Da gibt es nämlich keine bevorzugte Behandlung. Aber dann. Dann schlängle ich mich mit der Freundin aus Nürnberg, die gerade in Berlin zu Besuch ist, elegant an der langen Reihe der Wartenden auf der Treppe und in der ersten Etage vorbei, als Online-Ticket-Inhaber wird man tatsächlich sofort eingelassen. Lang und hoch lebe das Internet!

Uhren in Augen. Beine. Versteckte Füße. Brüste als Berge. Unbekannte Zeichnungen, Skizzen, und dann natürlich die Bilder, die man alle schon einmal irgendwo gesehen hat. In Büchern, auf Postern, Postkarten. Viele Fotos auch von Frida Kahlo selbst. Auf einem sitzt sie auf einem Stuhl, sie trägt ein Art Mao-Kittel, die Haare offen über den Schultern ausgebreitet. So habe ich sie noch nie gesehen, aber gerade dieses Portrait fasziniert mich, weil es so ungewöhnlich für sie ist.

Wieder bin ich beeindruckt. Von ihrer Schönheit. Aber vor allem von der Hartnäckigkeit, mit der sie ihre körperlichen und seelischen Schmerzen malte. Von ihrem Mut, sich dem gnadenlosen Blick des Betrachters auszusetzen. Und dann überlege ich einmal mehr, was sie an diesem Mann gefunden haben mag, um den sich alles drehte, von dem sie nie lassen konnte, obwohl sie von so vielen Männern und Frauen geliebt wurde. Immer wieder Diego. Sein Name auf beinahe jeder Seite in dem Tagebuch, das sie von 1946 bis zu ihrem Tod 1954 führte. Diego estoy solo.

Wahrscheinlich hatte ihre Freundin, die Psychologin Olga Campos, recht, als sie schrieb: „Sie (Frida) war alles in allem eine Gefangene ihrer selbst.“  Aber sind wir das nicht alle? Jeder auf seine bestimmte, ihm eigene Weise? Nur hat nicht jeder Mut, das öffentlich zu bekennen und sich damit so sichtbar und damit auch angreifbar zu machen.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*