Die nächste Runde auf dem Zahnarztstuhl. Die zweite von vier notwendigen. Es geht schon gut los, die Ersatzteile, die eigentlich in meinen Mund gehören, sind noch nicht da. Ob ich noch einmal nach Hause? Ich muss lächeln. Wenn ich mal wüsste, wo das ist. Gehe dann aber brav in die alte Wohnung.

Der Vermieter hat mir geschrieben. Anscheinend hat er vergessen, dass er mir fristlos gekündigt hat, falls ich die Staffelmiete nicht nachzahle, die ich in den letzten Jahren einbehalten habe. Er weiß nicht, was er will. Jetzt soll ich plötzlich an die Kündigungsfrist von drei Monaten denken. Eine Mailwechsel mit der Anwältin, die mich wieder ein wenig aufrichtet.

Während ich auf den Anruf aus der Zahnarztpraxis warte, lade ich mir die Formulare von Elster auf den Laptop. Auch das Finanzamt hat mir geschrieben. Die Umsatzsteuer. Ich schaffe es gerade mal, meine Daten in die richtigen Felder zu schreiben und bei dem entsprechenden Monat ein Kreuz zu machen. Dann kapituliere ich. Suche nach Hilfe im Netz, finde keine. Dafür ruft mich die Sprechstundenhilfe an. Sie könnten dann jetzt.

Die Ärztin ist noch ein wenig hibbeliger als sonst, etwas ist mit ihrem Arm, sie kann ihn nicht richtig bewegen, aber ich bekomme schon mal meine vier Spritzen. Um den wurzelbehandelten Zahn, der mir seit letzter Woche immer mal weh tut, wird sie sich später kümmern.

Später gibt es nicht, denn noch während sie sich an meinem Oberkiefer abarbeitet, verschlimmert sich ihr Zustand, ich habe Sorge, dass sie kollabiert und auf mich herauf fällt. Eine Art Hexenschuss, der aber nach oben strahlt. Sie muss sich kurz hinsetzen, nein, doch lieber laufen, eine kleine Pause auf alle Fälle.

Dann kommt sie noch einmal zurück, wir machen heute nur das nötigste, ein neuer Abdruck, dabei klopft sie ein wenig unsystematisch auf meinem Gesicht herum, aber ich nehme es ihr nicht übel, ich merke ja, wie schlecht es ihr geht. Draußen versuchen ihre Helferinnen den Orthopäden zu erreichen, der ihr entweder eine Spritze. Oder. Sofort auf alle Fälle.

Mit immer noch betäubtem Oberkiefer werde ich entlassen, ihr tut es leid, mir natürlich auch, hoffentlich geht es ihr bald besser, den muckernden Zahn werden wir beim nächsten Mal. Ich wundere mich nicht, dass die Bandscheiben der Zahnärzte den Dienst verweigern, ist ja auch keine Haltung an diesen Stühlen, immer der krumme Rücken, die verdrehte Wirbelsäule.

Und dann schweige ich mal wieder für eine Weile, betaste mein Gesicht, komisch, dass es nur innen geschwollen ist und man außen gar nichts sieht. Im Haus ist es kühl, sogar bei mir oben unter dem Dach. Ich lese den Krimi aus und schlafe um neun. Noch mehr solcher Tage muss ich nicht haben. Falls hier jemand von ganz oben mitliest!

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