mit Herrn W. seit langem. Er ist noch nicht ganz wach, die anstrengenden Ladentage gehen nicht spurlos an ihm vorüber. Drinnen ist es angenehm kühl, und auch später, als wir in Charlottenburg beim Italiener sitzen, weht immer mal ein frischer Wind. Bis auf kleine Details in der Rezeption sind wir uns einig. „Wer wir waren“ ist ein guter Film. Auch wenn wir das alles schon wissen. Der Text aus dem Off stammt von Roger Willemsen, und er hat mir gleich zu Anfang nicht nur eine dicke Gänsehaut beschert, ich habe die Zeilen fast bis zum Ende im Kopf behalten. „Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten.“

Man könnte heulen, wenn man mit Alexander Gerst zusammen unseren wunderschönen blauen Planeten von der ISS aus betrachtet. Denn man sieht genau anhand der vielen braunen Stellen, der Verästelungen, wie sie den Regenwald, die grüne Lunge unserer Heimat, schon zerstört haben. Gerst erzählt auch, wie man von der ISS aus die Kriege sieht. Ländergrenzen sieht man nicht, aber man sieht die Raketenspuren, den Qualm. Später las ich, dass er 2018 dort oben eine Video-Botschaft für seine Enkel aufgenommen hat, in der er sich entschuldigt, weil wir dieser Generation den Planeten in solch katastrophalen Zustand hinterlassen.

Aber am meisten haben mich die Ozeanforscherin Sylvia Earle und der senegalesische Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr beeindruckt. Sylvia Earle erforscht seit mehr als 60 Jahren die Meere, sie hat den Kampf für deren Erhalt zu ihrer Lebensaufgabe gemacht, man nennt sie auch die Jeanne d’Arc der Meere. Im Film sagt sie, dass wir Milliarden für die Weltraumforschung ausgeben, dass aber gerade mal fünf Prozent der Ozeane erforscht sind. Und das ist katastrophal. Wir haben noch nicht verstanden, dass es ohne Leben im Ozean, ohne Algen und Seetang – sie erzeugen die Hälfte!!! des Sauerstoffs, den wir atmen – auch keine Menschen geben wird.

Trotzdem ist sie in ihrem Engagement alles andere als verbissen. Diese alterslose Frau hat eine Ausstrahlung, ich hätte mich niederknien können. Und natürlich habe ich mir zu Hause gleich den Film „Mission Blue“, in dem es um ihre Arbeit, ihr Engagement geht, auf Netflix angesehen. Ich habe für zwei Monate ein Abo, nutze es kaum, weil mich das Angebot eher nicht interessiert, aber wenn ich solche Filme finde, dann bin ich geradezu glücklich.

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