tummeln sich im Hartriegel und lassen sich die blauen Beeren schmecken. Gestern war ich bei meinem Dealer, für die kleineren Vögel gibt es frische Meisenknödel, auch Fettfutter in Zapfenform habe ich gekauft. Der Buntspecht rutscht den Ast hoch und runter, er schaut um die Ecke, aber so richtig traut er dem großen Ding nicht. Ich habe auch noch keine Meise am Zapfen gesehen. Neues wird erst einmal aus der Ferne beäugt. Hier beäugt man sich ja eher wohlwollend aus der Nähe. Ich glaube, jetzt haben alle wenigstens einmal den Tunesier gesehen, sich einmal auf englisch oder – welch Freude – arabisch mit ihm unterhalten.

Als ich ihm gestern die Gepflogenheiten der Küchennutzung erklären wollte – bitte keine Kochorgien nach 22 Uhr – winkte er nur ab. Er kocht nicht, isst meist irgendwo unterwegs. Auch gut.

Heute Nacht habe ich mal wieder Gedichte wiederholt, weil ich nicht schlafen konnte. Und habe mich darüber gewundert, dass die meisten trotz langer Abstinenz noch abrufbar sind. Immer noch besser gar nicht zu schlafen, als Träume aus der Nazizeit zu haben, dachte ich mir auch noch. Gestern war ich mir nach dem Aufwachen sicher, dass es Parallelwelten gibt. Ich war in der Nacht in einer unterwegs gewesen, hatte mit meiner Familie verfolgte Menschen versteckt. Alle Zeichen sprachen dafür, dass man uns auf die Schliche gekommen war, wir wussten, dass wir nicht mehr fliehen konnten. Als ein Trupp Uniformierter unsere Wohnung stürmte, bin ich Gott sei Dank aufgewacht. Das war so plastisch, so klar, ich zitterte am ganzen Körper, das war mehr als ein Alptraum.

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