Der Tag so hell und sonnig, ich kann mich gar nicht satt sehen an der Winterwelt, die sich direkt vor meinem Fenster entfaltet hat. Als würde hier gleich der Wald beginnen. Und wo bitte ist das Reh? In den letzten Tagen bin ich morgens in unserem Zelt verschwunden, auf die unseligen Erfahrungen mit der S-Bahn möchte ich nicht näher eingehen, habe dort als erstes die Standbeleuchtung eingeschaltet, und dann war ich weg vom Leben  draußen.

Klappernde Zähne? Schnee auf den Mützen? Den Schirm direkt vor dem Stand ausschütteln? Da kann man einiges schlussfolgern. Allerdings sollte man sich nicht allein auf die Betrachtung der Gäste verlassen. Manchmal erscheinen junge Frauen in knappen Kleidern, Arme und Beine nackt, keine Strumpfhose, keine Jacke über der Schulter, das sind Engländerinnen, die einen anderen Wärmehaushalt haben als unsereins.

Nachdem ich gestern eine Stunde eher gegangen bin, wir waren zu dritt am Stand, das Geschäft eher verhalten, habe ich entschieden, einmal von meinem üblichen Abendessen abzuweichen. Sonst nehme ich eine von den Suppen, die die Kollegen am Stand um die Ecke anbieten. Vegetarische Kartoffelsuppe. Möhre-Ingwer. Linsen. Alles selbst gemacht, und für die Gulaschsuppe würde ich glatt auf die Knie fallen. Nun habe ich aber schon mindestens zehn Suppen gegessen, ein wenig Abwechslung kann nicht schaden. Denke ich. Und an das Kilo, das ich schon wieder weniger wiege, was mich ein wenig beunruhigt.

Schön und gut, dass mein Körper in den letzten Monaten Ballast abgeworfen hat, aber damit könnte er jetzt aufhören. Und deswegen führt mich mein Weg direkt zu den Thüringer Rostbratwürsten, und weil das leere Gefühl im Magen anschließend immer noch da ist, lege ich noch einmal nach und gönne mir eine dicke, fette Portion Kaiserschmarrn mit Vanillesoße und Zucker und Zimt. Sehr lecker das alles, leider muss ich die anschließenden Bauchschmerzen zu Hause mit Tee und Wärmflasche kurieren. Da ich manchmal ein einsichtiger Mensch bin, werde ich morgen Nachmittag wieder brav meine Suppe essen.

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