über die Dörfer war der Freund dann doch ein wenig erstaunt. Er hätte gar nicht gewusst, dass ich jetzt im Wald leben würde. Wald ist natürlich übertrieben, aber dunkel war es tatsächlich, Bäume säumten unsere Wege, Menschen waren keine unterwegs, nur einmal sahen wir ein Reh im Licht der Scheinwerfer. „Und wo ist jetzt das Haus?“ „Am Ende der Straße.“ „Welcher Straße?“ Scherzkeks. Heute Morgen konnte er sich dann in aller Ruhe umschauen, konnte die Nachbarinnen begrüßen, den Kater, konnte den üppigen Mangold im Hochbeet bewundern. „Das wächst hier bei euch auf dem Land tatsächlich besser.“ Bei uns auf dem Land gibt es heute sogar wieder Kultur, deswegen muss ich mich auch beeilen. Ich bin für den Thresen eingeteilt. Kaffee, Kuchen usw.

Dabei bin ich noch gar nicht richtig da. Meine Seele ist noch am Asnen See, wo wir vorgestern Abend den schönsten Sonnenuntergang bewundern konnten. Wo die Wikingerleute, die extra zur Midsommar-Party angereist sind und mit ihren Wohnmobilen im Halbkreis um die große Wiese herum standen, viel ruhiger waren als in der Nacht davor. Und dieses Licht über dem See. Dieses Licht, als wir gestern mit der Fähre an Mön vorbeigefahren sind. Dieses Gleißen und Leuchten. Das werde ich jetzt mit in die Kirche nehmen zu Irina Maslennikova, unserer jungen Wilden, deren Ausstellung heute eröffnet wird. Heute Abend dann nach Berlin, eine der Nachbarinnen bringt mich zum Bahnhof. Morgen dann Bücher und letzte Dinge packen, übermorgen der allerletzte Umzug. Da wird es dann erstmal vorbei sein mit dem Leuchten.

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