Es grummelt schon wieder. Unter der Eßkastanie sitzt es sich angenehm, vor allem, wenn so wie heute ein leichter Wind weht. Die Magnolie blüht das dritte Mal in diesem Jahr. Die Äste des Birnbaums reichen fast bis zur Erde. Wir haben ihn gestern untenrum abgeerntet, damit dies nicht die Waschbären tun. Noch fehlt den Früchten allerdings die letzte Süße. Die sollen sie jetzt an einem kühlen Ort bekommen. Aus den Mirabellen kocht Frau J. Marmelade. Ich hätte auch eine Mirabellen-Tarte für den Taxifahrer backen können, aber das ist mir nicht in den Sinn gekommen. Der Apfelkuchen von der Bäckerei Hanne in Kombi mit einem winzigen Stück Möhrenkuchen, den Frau J. zum Kaffeetisieren beisteuerte, tat es auch.

Der Freund ist schmal geworden. Aber es geht ihm gut. Er ist froh, dass seine Leukos nicht mehr bei 220 liegen, sondern „nur“ noch bei 50. Dafür muss er noch eine ganze Weile täglich eine Art Chemo machen. Aber mit dieser Variante kann man alt werden. Nur wenn man dann im Pflegeheim liegt, ist das Ganze nicht mehr so schön. Der Freund erzählt von seinem Besuch bei einem ehemaligen Stammkunden, der ihn wieder nachhaltig verstört hat. Früher hat er diesen Mann mehrmals in der Woche von hier nach dort gefahren, jetzt trinkt er mit ihm gelegentlich einen Kaffee im Pflegeheim. Man geht durch die Flure, die Türen zu den Zimmern stehen oft offen, man sieht Menschen apathisch im Bett, hört röchelnde Geräusche. Endstation. So wollen wir nicht enden, sagen wir. Aber von der Idee, sich mit Tabak umzubringen vorher, bin ich auch nicht begeistert. Wer sagt mir denn, dass ich das noch tun kann? Wieder einmal denke ich daran, dass man in einer solchen Situation einen mutigen Menschen an der Seite braucht. Fürs erste würde es vielleicht auch eine Patientenverfügung tun.

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