Mit einem freien Platz neben mir. Dank der Kopfhörer, über die ich Jo Bonamassa und Beth Hart höre, bekomme ich auch nichts von den Unterhaltungen meiner Mitreisenden mit. Noch in der Regionalbahn nach Bamberg verzehre ich die Brote, die Banane, auch die Schokolade, die die Freundin heute Morgen schwesterlich mit mir geteilt hat. Gestern Abend waren wir am Main, wo es einen Weg mit vielen Brombeersträuchern gibt, allerdings haben wir kaum noch Beeren gefunden. Dafür war die Stimmung am Fluss sehr einladend. Und ich war etwas wehmütig, weil es mir hier doch ziemlich gefallen hat. Das schöne alte Bauernhaus, die Bibliothek, die vielen Bilder, die Gärten, das gute Pfarrersbräu, nicht zuletzt die inspirierende Gesellschaft. Ein guter Ort, um kreativ zu sein.

Im ICE sehe ich mir den Film „Why are we creative“ von Hermann Vaske an, der es in unsere Dorf-Kreativgruppe geschafft hat. Ich habe vor Jahren schon einmal einen Ausschnitt gesehen und erinnere mich, dass ich mich schon damals ein wenig geärgert habe. Eine Aneinanderreihung enorm bekannter Menschen, die wenig bis gar nichts zum Thema zu sagen haben, von Banalitäten mal abgesehen. Ich stehe hier und kann nicht anders. Oder so ähnlich. Oder ich würde sonst verrückt werden. Vielleicht kann man auch gar nicht mehr dazu sagen, ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich selbst eine Umfrage zum Thema machen. Egal. Ich schau mir den Film bis zum Ende an.

Als ich Südkreuz die Rolltreppe herunter fahre, steht hinter mir ein kleines Mädchen, eine Stufe über ihr die Mutter. Mami. Warum leben denn die Menschen in Berlin? Weil sie verrückt sind. Wenn man nicht verrückt ist, kann man hier nicht leben. Ich drehe mich um und muss lachen. Da könnte was dran sein. Als ich das später dem Freund in Buckow erzähle, ist er ein wenig pekiert. Und was machst du dann hier? Hey. Ich bin doch froh, dass ich hier noch ein paar Verrückte kenne.

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