fängt der Nebel an. Nachdem ich dreimal den Platz gewechselt habe, sitze ich endlich entspannt im Oberdeck direkt vor der 1. Klasse, habe eine schöne Aussicht und ausreichend Platz für mein Gepäck. Das sich in den letzten Tagen mehr als verdoppelt hat. Daran sind nicht nur die Besuche in meinem neuen Lieblings-Humana in der Karl-Marx-Str. schuld. Ich habe auch mehrere Packungen Kerzen gekauft, die gibt es bei uns nicht so günstig. Der Freund hat mir noch gut funktionierende Second-Hand-Lautsprecher für meinen Laptop mitgegeben. Die Hälfte vom selbstgebackenen Brot. Quittenkonfekt. Zwei Sorten französisches Duschgel hat sein Sohn mir geschenkt, nachdem ihn vor ein paar Wochen meine Begeisterung erheitert hatte.

Aber am schönsten ist, dass ich angefüllt mit guter Laune nach Hause fahre. Mir war gar nicht klar, wie viel Energie mich die letzten Wochen gekostet haben. Die Krankheit. Das Alleinsein. Da war doch ein ziemlicher Unterschied im Vergleich zu den letzten Monaten. Ich erinnere mich noch gut, dass ich Skeptikern gesagt hatte, ich hätte keine Angst vor der dunklen Jahreszeit. Ich bin gerne allein. Das stimmt auch. Aber ich bin auch ein soziales Wesen. Schätze andere Menschen. Vor allem schätze ich interessanten Gedankenaustausch. Begegnungen mit Menschen, die offen sind, die ihr Verhalten reflektieren, sich in Frage stellen. Wenn wir uns gegenseitig auf diese Weise begegnen, dann können manchmal Wunder geschehen. In meinem Fall beginnt dann Liebe zu fließen. Dann möchte ich Menschen und Bäume umarmen. Das Rotkehlchen knuddeln. Dann sprudle und zwitschere ich. Und dann lichtet sich auch hier über den Wiesen der Nebel.

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