Es dauert eine Weile, bis ich wach werde. Ich fühle mich benommen. Ein kleiner Schreck. Habe ich gestern etwas getrunken? Definitiv nicht. Jedenfalls nichts mit Alkohol. Mittags erfasst mich eine solche Müdigkeit, dass ich mich einen Moment hinlegen muss. Es fällt mir schwer, Arme und Beine zu bewegen. Die wiegen heute das Dreifache. So kann ich nicht zu den Dichterinnen. Das ist blöd, weil ich unsere Treffen so inspirierend finde, aber in meinem derzeitigen Zustand schaffe ich das nicht. Nach einer Stunde fühle ich mich immerhin in der Lage, in den Garten zu gehen. Ich bin zum Lesen zu müde, zum Schreiben auch, aber schlafen kann ich auch nicht. Dafür weine ich ein wenig.

Was ist los mit mir? Frühjahrsmüdigkeit? Entzugs- oder Entgiftungserscheinungen? Kann man sich so fühlen, wenn man auf Alkohol und Zucker verzichtet? Gestern war ich in einer solch gehobenen Stimmung, ich wusste nicht so richtig, wohin mit ihr bzw. wohin mit mir. Also habe ich weiter an dem Abschlussbericht für die Ausbildung, die keine ist, geschrieben, den ich frühestens im Mai schreiben müsste, habe dabei auch geweint, allerdings vor Glück. In mir war eine solche Freude, ein solches Glücksgefühl. Ich wollte hinaus auf die Wiese laufen und den Vögeln, den Bäumen und Kühen erzählen, dass ich nicht mehr trinke. Das scheint eine ähnliche Regung zu sein, wie sie junge Mütter oder Großmütter verspüren, oft zum Leidwesen ihrer Mitmenschen. Ich will darüber reden. Will es hinausposaunen. Heute denke ich, ich sollte lieber schweigen. Wie sieht das aus, wenn ich in ein paar Tagen oder Wochen zugeben muss, dass ich doch ein Gläschen? So sollte ich nicht denken. Heute ist heute. Basta.

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