um Mitternacht habe ich verschlafen. Ich habe auch nicht mitbekommen, wie der Hausmann noch einmal nach draußen gegangen ist, um den Rasenmäher in den Schuppen zu schieben. Dafür war ich mal wieder zur Wolfszeit wach. Machte ein paar Übungen für den Rücken, betete, meditierte, bestaunte das Wetterleuchten, später den Sternenhimmel. Heute morgen haben wir unsere Erfahrungen ausgetauscht. So von Bett zu Bett, wie wir das lange nicht getan haben.

Sein eigenes Bett in der Maisonette hat der Hausmann der jungen Frau überlassen, die hier spontan zu einem Wochenendbesuch aufgetaucht ist. Jene junge Frau, die letztes Jahr noch überlegt hatte – ungefähr zu selben Zeit wie der Hausmann – ob sie den Sprung von der Stadt aufs Land wagen soll.

Wir haben ihr beide versichert, dass sie jederzeit willkommen ist, um sich hier im Paradies, wie sie es nennt, eine Auszeit zu nehmen. Dann teile ich in der Zeit mit dem Hausmann das Atelier, das haben wir schon oft gemacht, das klappt hervorragend. Wir gutes Team.

Vorhin haben wir – nach dem wir Frauen die Themen Depressionen, Schlaflosigkeit, Schmerzen erörtert hatten – darüber geredet, wie wir uns beim Aufwachen fühlen. Das war dahingehend erhellend, dass ich in guter Gesellschaft bin, was das nicht gerade glückliche Aufwachen betrifft. Sogar der Hausmann konnte da mit uns mithalten. Ich hatte erzählt, dass ich am Tag 83 ohne immer noch darauf warte. Denn davon sprechen die trockenen Alkoholiker. Wie glücklich sie morgens sind und wie sie sich auf den neuen Tag freuen. Ich will morgens auch mal glücklich sein. Aber vielleicht bin ich gar nicht so angelegt. War ich nicht schon als Kind morgens eher nicht glücklich? Das sind so Fragen. Festzustellen ist immerhin, dass auch ein nicht glückliches Aufwachen liebenswerte Menschen hervorbringt.

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