Die Erkältung scheint langsam abzuklingen, aber gut fühle ich mich noch lange nicht. Bevor ich zu den Schwestern gehe, sitze ich mit dem Buddhisten in der Küche und lausche mit glühenden Ohren seinem Bericht vom Vipassana-Retreat in Triebel. Die Stille, die er dort – in sich und in der Natur – erlebt hat, ist für mich tatsächlich spürbar. Immer noch. Ein sehr berührender Moment, in dem ich mich ihm sehr nah fühle.

Und dann, durch strömenden Regen hindurch, Bäume neigen sich tief zur Erde, hin zur Suppe und den Schwestern. Wo wir nach dem Essen endlich den 2. Teil von dem Film „Die andere Heimat“ sehen. Zu dritt auf dem Sofa,  die Beine hoch, warm ist es, und Rotwein gibt es auch. Meine Schwestern im Geiste. Denen ich mich auch zumute, wenn ich eigentlich krank bin.

Die Filme von Edgar Reitz heißen ja oft Heimat. Heimat 1, 2 und 3. Und jetzt eben „Die andere Heimat“. Immer erzählt er Geschichten aus dem Hunsrück. Diesmal  geht es um das Dorf (Schabbach) in den Jahren 1840 – 1844. Eine Zeit, in der es viele Deutsche in die Fremde treibt. Nach Brasilien zum Beispiel. Am Horizont sieht man die Planwagen, dahinter die Menschen, die sich langsam bewegen. Große Begeisterung und Enthusiasmus sehen anders aus. Es ist die Not, die Armut, die die Menschen in die ungewisse Fremde treibt.

Vom Auswandern träumt auch Jakob, der jüngste Sohn des Schmieds, der seine Nase immer in Bücher steckt und begierig aufsaugt, was er liest. Dafür steckt er nicht selten Schläge ein, aber das ist ihm egal. In den Büchern hat er auch die Sprache südamerikanischer Indianer gefunden, die er auswendig gelernt hat. In einer späteren Szene taucht sogar  Alexander von Humboldt auf, der diesen Bauern für eine Art Universalgelehrten hält. Im Film ist alles möglich.

Jakob verliebt sich in das Jettchen, das so schön singt, und eigentlich würde er sie auch heiraten –  sogar in die Fremde ziehen würde sie mit ihm – wäre das Leben nicht eben das, was passiert, während man dabei ist, andere Pläne zu machen. Das war damals nicht anders als heute.

Ein langsamer Film in Schwarz-Weiß. Wenig Musik. Wir sitzen, staunen und sind mal wieder froh. Weil es diese Momente gibt, die uns beinahe sprachlos machen. Das kann Film.

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