Ich denke immer noch an unser Gespräch. Was rührt, was berührt uns? Und kommen wir überhaupt noch hinterher mit unseren Gefühlen? Was ist angemessen, was nicht? Ist das überhaupt eine berechtigte Frage? Der eine hält sich für gefühlskitschig, weil ihn der Flugzeugabsturz so mitgenommen hat. Dann bin ich wohl abgestumpft, denn in mir gab es keinerlei Aufwallung. Für die Angehörigen tut es mir leid. Das natürlich. Und für den Umstand, dass jemand unschuldige Menschen mit in den Tod reißt, fehlen mir die Worte.

Aber sonst? In der Welt passieren zu viele Katastrophen, werden zu viele Menschen ermordet, verschleppt, gequält. Zu viel Tod und Leid insgesamt. Wenn wir all das zu nah an uns heran ließen, wer könnte da noch ruhig schlafen?

Vielleicht schlafen manche von uns aus diesem Grund auch schlecht. Wir haben all diese Bilder im Kopf und handeln nicht. Also, ich handle nicht. Und gleich fällt mir das Foto von dem 4jährigen Mädchen ein, das ich erst vor kurzem gesehen habe. Es wurde in einem Flüchtlingslager nahe der syrischen Grenze aufgenommen. Das Mädchen hatte den Fotoapparat für eine Waffe gehalten und instinktiv die Arme hoch gereckt. Es hatte sich „ergeben“. Das hatte mich zu Tränen gerührt. Und gleichzeitig furchtbar wütend gemacht. In was für einer Welt lebe ich? Da muss etwas passieren. Und dann? Dann hatte ich es bis eben wieder vergessen.

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