Nur noch 21 Grad. Der leichte Schal genau richtig. Mir tun die Füße weh. Zu heiß heute. Vor mir jede Menge Himmel. Blaurosa Schlieren. Dieses Licht. Ich will auch einen Balkon. Die lauten Herren aus dem Nachbargarten, die meine Klosterruhe störten, haben sich ins Haus verzogen. Von wo nur ab und zu ein aahhh oder ohhhhhh zu hören ist. Die sind extra aus Posemuckel angereist. Für das Finale der Champions-League. Und dann sitzen sie vor dem Apparat.

Nach einem Cappu mit den Schwestern im Regionalladen, nach einem schönen Spaziergang mit dem goldigen Retriever, das tägliche Turnen nicht zu vergessen, habe ich mich der Muße hingegeben. Also wirklich nichts gemacht. Nicht geschrieben, nicht gelesen, auch der Flachbildschirm ließ mich kalt. Das hat mich an die Reha erinnert, wo ich in den Programmpausen immer mal unter Linden lag und nur so vor mich hin guckte.

Es ist erstaunlich, wie schnell das alles geht. Ehe man sich versieht, sind die Jahre vorbei, man ist richtig alt. Oder tot. Deswegen ist es gut, wenn man die gelebte Zeit dehnt. Sie genießt, einfach nur da ist, oder wenigstens gelegentlich das tut, was einen froh macht. Sich z. B. schreibend vergewissert, dass man überhaupt „da“ war. Und dazu braucht man manchmal Muße.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*