Zwei Kolleginnen sind krank, es wird dringend jemand für den Empfang und die Terminvergabe benötigt. Ich konnte gestern Abend nicht nein sagen, als ich gefragt wurde. Dabei stresst es mich, wenn ich Kopfhörer tragen, immer den gleichen Text sagen, wenn ich im Computer nach freien Terminen suchen muss und eigentlich gar nicht verstehe, wozu ich gebeten wurde. Das System ist seit meinem ersten und einzigen Übungseinsatz auch nicht mehr dasselbe, das kann nur ein großes Chaos geben. Aber das eigentliche Problem liegt wohl darin, dass ich es schwer aushalte, etwas nicht zu können.

Dann ist es aber gar nicht so schlimm. So wie es  ja meist ist. Zwar bin ich langsamer als meine kranken Kolleginnen, aber nach einer Weile verstehe ich sogar, was ich da mache. Die Patienten sind nett, die meisten jedenfalls, und ich gebe mir auch wirklich Mühe, doch noch einen früheren Termin zu finden. Muss ich erwähnen, dass mir an dieser Stelle die Bemerkung „ich bin übrigens Privatpatient“ – man sagt es so nebenbei, die Stimme gelangweilt – überhaupt nicht gefällt?

Es sollte so etwas nicht geben. Menschen sollten alle gleich behandelt werden. Es sollte auch keine Beamten geben, keine lebenslange Alimentierung ehemals gewichtiger Politiker, keine horrenden Witwenrenten für Damen (Herren werden wohl die Ausnahme sein), die immer nur „Ehefrau (Ehemann) von“ dem oder der war, und müssen Fußballer wirklich für ein paar Millionen über den Tisch gehen? Wenn ich noch ein paar Minuten länger nachdenke, würden mir noch unzählige Beispiele einfallen, wie man wo sparen könnte. Dann hätte man nicht nur genug für die Flüchtlinge, dann hätte man genug für alle. Ja. Und ich hätte schlechte Laune, weil das alles nicht passieren wird.

Von der Praxis zu den freiwilligen Helfern in die Küche. Mittags gibt es kalte Speisen, und auch der Abwasch anschließend würde mit kaltem Wasser erledigt, käme nicht jemand auf die Idee, in einem großen Topf Wasser warm zu machen. Kluger Mann. Das ist dann immer noch provisorisch, aber viel besser als mit kaltem Wasser. Vielleicht gibt es aus diesem Grund  auch kein Geschirr, sondern nur Pappteller und Plastikbecher. Obwohl man das bestimmt auch anders lösen könnte. Mir wird immer wieder etwas komisch, wenn ich an all den Müll denke, der hier produziert wird. Warum gibt es z. B. keine Trinkflaschen? Warum für normales Leitungswasser immer neue Plastikbecher? Ein paar Hundert am Tag nur hier.

Bevor ich nach Hause fahre, werde ich von ein paar Kindern eingefangen. Sie langweilen sich, und das kann ich gut verstehen. Also bitte, spielen wir Ringelreihen. Das geht auch ohne viel Worte. Vielleicht sollte ich mich beim nächsten Mal für die Kinderbetreuung eintragen.

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