Aufgewacht um 5, aufgestanden um 6, viertel vor 9 beim Jobcenter, wo ich gleich eine Nummer gezogen habe. Das war klug. Trotzdem mussten wir noch zweieinhalb Stunden warten. In der Zeit lernte unser zukünftiger Mitbewohner sozusagen nebenbei nicht nur neue deutsche Wörter, nein, nach einer Zeit hatte er auch das System der rot aufleuchtenden Zahlen verstanden. Nummer 44 an Platz 13.

Meine Anwesenheit hat sich als nützlich herausgestellt, weil die uns abfertigende Mitarbeiterin ihn gleich wieder zurück nach Teltow schicken wollte. Sie sei da gar nicht zuständig. Leider, leider. Da der junge Mann sich zwar schon recht gut verständigen kann, aber eben nicht so gut, dass er solche Feinheiten durchschauen würde, hätte er sich vermutlich fortschicken lassen.

Die Frau war noch nicht darüber informiert, dass seit einer Woche? das Berliner Jobcenter im Vorfeld das Okay für eine Übernahme der Kosten geben muss, wenn ein Geflüchteter von Brandenburg nach Berlin in eine Wohnung bzw. wie in unserem Fall in eine WG ziehen möchte. Dafür hatten wir ja das Formular ausgefüllt. Das Wohnungsgeber-Angebot oder so ähnlich.

Allerdings müssen jetzt auch noch einmal die Teltower Behörden ja sagen. Was sie eigentlich schon getan haben, dachte ich zumindest. Es wird noch ein Formular benötigt. Was allerdings kein Problem darstellte, wie mir der Syrer gerade auf WhatsApp schrieb. Er hat alles  fotografiert, was sie ihm in Teltow gegeben haben und mir geschickt. „Brauchst du das?“

Wenn ich das wüsste. Ich verstehe leider nur Bahnhof. Dabei bin ich eine intelligente Frau. Wie sollen das Menschen durchschauen, die noch nicht so gut deutsch sprechen? Gott sei Dank kann ich mich bei auftauchenden Fragen an die Frau wenden, die sich in Kleinmachnow ehrenamtlich um junge Leute wie unseren Syrer kümmert, die unseren Kontakt vermittelt hat und die sich natürlich auch mit  Formularen auskennt. Alles klar, schreibt sie mir. Und dass sie unserem jungen Mann auch noch zwei Formulare mitgeben wird, eins muss die Vermieterin ausfüllen.

Ich habe einen Hauch von schlechtem Gewissen. Denn sie ist auch eine von denen, die sich seit Monaten ehrenamtlich kümmern. Und jetzt komme ich auch noch. Aber wenigstens kann die Eigentümerin jetzt den Mietvertrag aufsetzen. Bei unserem Telefonat erzähle ich ihr von dem Formular, das ich ihr schicken werde und das sie nur noch unterschreiben muss. Weil ich es selbstverständlich vorher ausfüllen werde.

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