Die Mieterin über uns könnte ihre Auslegware auswringen, wenn sie die Kraft dazu hätte. Vielleicht das Dach. Oder eine defekte Regenrinne. Seit Jahren immer dieselben Geschichten, sagt sie und überlässt mir ihren Schlüssel, falls der Eigentümer doch heute noch kommen sollte, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Bei uns Feuchteschwielen an der Wand, an der Decke ein Fleck so groß wie ein Badelaken. Eine neue Baustelle.

Im Zimmer des Mannes an der Decke immer noch der Fleck vom Schornstein. Eine alte Geschichte, die eigentlich schon längst behoben sein sollte . Das Bad wird bei diesen Temperaturen nur warm, wenn wir zusätzlich einen Heizlüfter aufstellen. Es hat einfache Fenster. In meinem Zimmer lässt sich das obere Fenster nicht mehr schließen, mal abgesehen davon, dass hier ein ganz kluger Kopf am Werke war.  Unten ein neues Thermofenster, oben das Original von 1910.  Vielleicht ein Denkmal, das es zu schützen gilt.  Ein Altbau eben, den wir vor vier Jahren noch charmant fanden. 

Die Hauseigentümerin ist etwas ungehalten. Natürlich haben sie bei diesem Wetter keine Zeit, sich um jede Kleinigkeit zu kümmern. Sie benutzt ein anderes Wort, aber ich höre auch die Zwischentöne. Natürlich kann sie mir keinen Termin nennen. Aber da ich inzwischen auch etwas ungehalten bin, darf ich dann doch ihren Sohn auf dem Handy anrufen. Der ist entgegenkommender. Es wird eine Weile dauern, aber gegen 14.00 Uhr könnte er vielleicht da sein. Ich sage zwei Termine ab, ja, es tut mir leid, wenn sie vielleicht in der nächsten Woche? Dann tu ich das, was  sich in solchen Situationen bereits als hilfreich erwiesen hat. Ich koche Kaffee. 

Und während ich genüsslich meinen Espresso trinke, schäme ich mich ein wenig, weil ich immerhin ein Dach über dem Kopf habe. Ein durchlässiges meinetwegen, aber es ist ein Dach.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*