Die Spanierin war schon eine Stunde früher am Anhalter Bahnhof. Ich hatte ihr das Café Stresemann empfohlen, das, wie ich später sehen konnte, geschlossen ist. Wer weiß, wie lange schon. Aber sie wollte sowieso lieber mit ihrem Buch auf dem Bahnsteig warten. Doch dann endlich im M29. Ich hatte vergessen, wie langsam der sich im Berufsverkehr durch die Stadt schiebt. Die Filmempfehlung von einem lang vermissten Freund. Asi es la vida.

Auch das fsk eins dieser sympathischen Kinos, dem ich viele Gäste wünsche.  So wie ich auch dieser Dokumentation  viele Zuschauer wünsche. „Seit die Welt Welt ist“. Wir gehen mit dem spanischen Bauern Gonzalo und seiner Familie durch das Jahr. Wir sehen sie bei der Aussaat, beim Schlachten, beim Beschneiden der Weinreben, Wurst und Schinken werden  gemacht, hier versorgen sie sich selbst. Es bleibt ihnen auch nicht viel anderes übrig, die Arbeitslosigkeit hat auch diese Familie getroffen. Zwei der erwachsenen Söhne, eine Schwester der Frau. Ohne den Verdienst der Frau – sie arbeitet im Krankenhaus – könnten sie alle nicht überleben.

Früher gab es viele Menschen, die mehr hatten als der Durchschnitt, mehr auch als Gonzalo. Das hat sich geändert. Jetzt, nach der Wirtschaftskrise, ist er nur noch einer von vielen. Und doch lebt er dieses Leben, weil das seit Anbeginn der Welt eben so gemacht wird. Was soll man sonst tun? Hart ist es, aber Freuden hält es auch bereit. Der Wein, der in diesem Jahr wieder ausgezeichnet wird, Momente mit der Familie, mit Freunden, ein Film im Open-Air-Kino, ein Heavy Metal Konzert. Viel mehr passiert neben der Arbeit auch nicht.

Ein berührender Moment für mich, als einige Männer des Dorfes nachstellen, wie ihre Großväter  in diesem Massengrab gelegen hatten, in dem Francos Schergen die unliebsamen ermordeten Gewerkschafter in den 30er Jahren verscharrt hatten. Gonzalo hat dort endlich seinen Onkel gefunden.

Immer wieder das Leben. Das eben so oder so gelebt werden will. Arbeiten, schreiben, lesen, Gedichte lernen. Das mache ich gerade. Und manchmal y a veces me volvia dentro de mi y visitaba el sueño. Roberto Bolano. Eine Welle über dem n bitte. Auf deutsch habe ich das Gedicht von den romantischen Hunden jetzt gelernt. Aber auf spanisch….das wird noch Wochen dauern.

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