Heute Früh haben wir uns schon wieder fast gestritten. Diese Unsicherheit tut niemandem gut. Ich stand kurz vor einem Ausbruch. Aber nun rief gerade die Vermieterin an. Sie macht doch Einzelverträge. Alle können bleiben, und wenn ich mich bis März weiter kümmern würde, wäre das auch schön. Mache ich natürlich. Und ebenso natürlich ist mal wieder keiner da, mit dem ich meine Freude teilen könnte. Nicht mal die jungen Eltern mit dem frischen Baby. Ein Junge diesmal. Nach dem Krankenhaus wollen sie noch zwei Tage bei uns in der WG bleiben, bevor sie heim zu den anderen Kindern fahren. Eigentlich wollten sie längst hier sein.

Während ich die Treppe hoch und runter laufe, versuche ich, vom  Spiegel eine Antwort zu bekommen. Der sagt mal wieder nüscht. Hausmann hatte zur schwarzen  Jacke geraten, die sähe eleganter aus. Ein wenig Eleganz kann bei einem 60sten Geburtstag ja nicht schaden. Für die Freundin habe ich eine kleine Collage mit einem alten Foto von uns gemacht (neben einem „richtigen“ Geschenk natürlich). Wie jung wir waren. Und wie hübsch. Alles richtig. Brust. Beine. Po. Normal eben.

Warum fand ich mich damals eigentlich zu dick und habe nie einen Rock angezogen? Nur einmal eben. Damals, Ende der 70er in Warschau, als wir die Sachen getauscht haben. Auf dem Foto trägt die Freundin meine Cordhosen, ich ihren Rock. Mit gelben Clogs dazu. Nicht übel. Wahrscheinlich werden wir in 20 Jahren genauso über uns denken. Mein Gott, was sahen wir mit 60 (oder 61) gut aus. Das sollte ich im Hinterkopf behalten. Und mir nachher auf der Party gleich jemanden suchen, mit dem ich darauf das Glas erhebe.

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